Vielfalt sozialistischen Denkens
Debatten um Antisemitismus polarisieren die deutsche Linke seit beinahe zwei Jahrzehnten. Dabei geht es stets auch um linke Traditionen und Theorien, um die Geschichte des NS und heutige Ausdrucksformen des deutschen Antisemitismus. Was aber resultiert aus dem deutschen Kontext, und was ist das "Linke"? Welche Positionen nehmen Linke in einem anderen nationalen Setting ein, in dem Antisemitismus historisch weniger virulent, die jüdische Community sichtbarer, der positive Bezug auf Israel selbstverständlicher ist?
Der Vortrag betrachtet das historische Verhältnis der parteikommunistischen "Old Left" der 1930er sowie der studentisch geprägten, pluralistischen "New Left" der 1960er/70er Jahre zu Antisemitismus, jüdischer Identität, dem Holocaust und Israel.
Gegenwärtig werden Entwicklungen in der pro-palästinensischen, der Friedens- und der "Occupy Wall Street"-Bewegung beleuchtet.
Gefragt werden soll nach Theorietraditionen wie dem Marxismus-Leninismus oder den Critical Whiteness Studies und ihren jeweils spezifischen Anknüpfungspunkten für antisemitische Stereotype. Dargestellt werden aber auch antisemitismuskritische Initiativen. Diese Beobachtungen werden in den spezifischen US-amerikanischen Kontext, darunter jüdisches Engagement in der Linken sowie innen- und außenpolitische Entwicklungen seit 9/11, eingebettet.
Referentin: Sina Arnold (Soziologin)
Moderation: Dr. Frank Engster