Marzahn-Hellersdorfer Gesellschaftspolitisches Forum
Seitdem wir wissen, dass alle nur schlafwandlerisch in den Ersten Weltkrieg hineinschlitterten, kann es uns Deutschen besser gehen. Vor einem halben Jahrhundert machte Fritz Fischer mit seinem „Griff nach der Weltmacht“, genauer dem des Deutschen Reiches, Furore. Die Deutschen sollten nicht nur am Zweiten schuld sein, sondern auch am
Ersten.
Lange haben sich Historiker und Publizisten daran abgearbeitet, den Nachweis zu führen, dass im Juli 1914 Politiker, Diplomaten, Militärs und die gekrönten Häupter nur ein wenig
überfordert waren. Nur ein dummer Zufall, dass es so schlimm kam. Eine kritische, linke Geschichtspolitik kann sich damit nicht zufrieden geben.
Sie wird sich des imperialistischen Charakters des Krieges erinnern. Alle hatten schuld, weil sie dem Profit nacheiferten, der am besten jenseits der Grenzen zu realisieren war. Das Deutsche Reich war aber zu spät gekommen und wollte alles nachholen.
Diese sozialökonomische Begründung bleibt aber wesentlich für jeden Krieg und jeden Machtkonflikt, auch der Gegenwart.
Referent: Dr. Stefan Bollinger (Von ihm erscheint dieser Tage im Verlag am Park Berlin "Weltkrieg, 'Urkatastrophe' und linke Scheidewege. Fragen an den 'Großen Krieg'")
Moderation: Olaf Michael Ostertag