Vielfalt sozialistischen Denkens
Walter Ulbrichts Sturz 1971 und die Beerdigung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung (NÖSPL) markieren das Ende eines neuen Paradigmas, ja, einer Revolution in der Theorie: der Kybernetik in der DDR. Ihr Urheber, Georg Klaus (1912-1974), war einer der einflussreichsten Kaderphilosophen der DDR, und er hat möglicherweise die einzige "Revolution von oben" (Engels) in der marxistischen Theorie initiiert, die es im (Real-)Sozialismus gab.
Der Gehalt dieser Theorie-Revolution wird in der Rekonstruktion seines Theorieentwurfs zu bestimmen sein, unter Berücksichtigung der Sekundärliteratur in West und Ost. Nach 1971 zerfiel der Marxismus wieder in seine Ideologieteile, die der Referent allesamt für ungeeignet hält, die Realität zu begreifen. Er wird daher im Anschluss an Georg Klaus’ Kybernetik der Frage nachgehen, warum die marxistische Linke bis heute diese verborgene Revolution nicht bemerkt hat. Verfügt sie deshalb nicht über die für jede Art gesellschaftliche Veränderung notwendigen Begriffe? Kann in Anlehnung an Lenins Ausspruch "Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Praxis" gesagt werden: Ohne Kybernetik keine revolutionäre Realisation?
Referent: Dr. Manfred Lauermann
Moderation: Dr. Frank Engster