Philosophische Gespräche
Evolution meint hier nicht die biologische Theorie schlechthin, die es auf den Bereich des Sozialen und der Kultur zu übertragen gilt, sondern ein abstraktes wissenschaftliches Modell bzw. eine wissenschaftliche Theorie, deren Erklärungspotential sich nicht auf den Bereich des Organischen beschränkt. Die Nutzung der Evolutionstheorie zur Beschreibung und Erklärung sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Veränderung hat eine lange Tradition. Sie war und ist aber sehr umstritten. Die Kritik zielt insbesondere auf die weltanschauliche Nutzung biologischer Erklärungen (z. B. Sozialdarwinismus, Soziobiologie), die schematische Übertragung biologischer Modelle auf die kulturelle Entwicklung des Menschen mit teleologisch gerichteter Entwicklung oder Fortschritt.
Der vehementen Kritik an einer evolutiven Deutung sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Veränderungen stehen theoretisch anspruchsvolle Entwürfe gegenüber. Zu erwähnen ist etwa Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Die Veranstaltungsreihe soll unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven auf Evolution miteinander ins Gespräch zu bringen.
Der Vortrag ist Teil des Projekts Evolution als Modell Welche Bedeutung haben evolutionstheoretische Konzepte für Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften?, zu dem die Helle Panke und die Zeitschrift Berliner Debatte Initial eine Veranstaltungsreihe organisiert, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit evolutorischen Erklärungen gesellschaftlicher Entwicklungen beschäftigt. Für das Jahr 2016 sind drei weitere Veranstaltungen geplant. Termine und Themen werden im Programm der Hellen Panke rechtzeitig bekannt gegeben. Vorgesehen sind Diskussionen zur den universellen Aspekten der Darwinschen Evolutionstheorie, zum Determinmismusproblem in der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung und zu Evolution und Geschichte.
Vortrag von Stephan Müller; anschließend Diskussion mit Dr. Rainer Land und offene Diskussion mit dem Publikum.