Utopia 500 Utopie(n) gestern, heute, morgen
Die Utopie von einer Gesellschaft freier und gleicher Menschen existiert wahrscheinlich so lange, wie es Unterdrückung und Ausbeutung gibt. Utopien drücken dabei immer den Wunsch aus, aktiv eine Welt zu schaffen wie die Bestehende eben gerade nicht eingerichtet ist.
Mit der Gründung der DDR sollte die Idee vom Kommunismus endlich auch auf deutschem Boden umgesetzt werden. Utopische Bilder waren deshalb in der Anfangsphase der DDR als Ansporn und Verheißung zur Realisierung einer besseren Welt präsent, verkamen jedoch schnell zum Mobilisierungsmittel, mehr zu arbeiten und weniger zu kritisieren. Spätestens als der Sozialismus vermeintlich real existierte, trat das eigentliche Ziel, der Kommunismus, in den Hintergrund und die DDR wurde ein ganz normaler Staat mit Plattenbausiedlungen anstelle der in Aussicht gestellten vollautomatischen Fabriken. Jede Erinnerung an utopische Gesellschaftsentwürfe, die auch eine Reflektion des Bestehenden einschloss, wurde unterdrückt, so dass die Idee vom kommunistischen Morgen letztendlich verloren ging.
Neben dem historischen Blick auf die DDR und die Gründe, warum der Verweis auf eine bessere Zukunft zur Propaganda verkam, soll in der Veranstaltung auch diskutiert werden, warum es für eine emanzipatorische Linke wichtig ist, sich mit der Funktion und dem Verlust von Utopien auseinanderzusetzen.
Referentin: Ulrike Breitsprecher (M.A., lebt in Leipzig und ist Promotionsstipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung. Sie war Redaktionsmitglied des 2012 erschienenen Sammelbands Nie wieder Kommunismus? Zur linken Kritik an Stalinismus und Realsozialismus der Gruppe INEX und veröffentliche in diesem Band einen Beitrag zum Wandel der Utopie zu Propaganda in der DDR sowie im gleichen Jahr einen Beitrag im Jahrbuch für historsche Kommunismusforschung zum Zukunftsdenken in der DDR am Beispiel von Jugendweihebüchern)
Moderation: Dr. Alexander Amberger