Junge Panke
Wahnsinnige sind verrückt, unzurechnungsfähig und im schlimmsten Fall gefährlich. Wahnsinnige heißt es zu behandeln und wenn es geht, zur Vernunft zu bringen. Wahnsinnigen gilt es einen Ort zu geben, an dem sie mit ihrem Wahn leben können. Denn Wahnsinnige sind anders, sie sind nicht wie wir, sie sind nicht normal . so und so ähnlich definiert eine Kultur Wahnsinn, die sich sicher ist, zu wissen, wo die Grenze verläuft, die Wahn und Vernunft voneinander trennt. Doch diese Grenze ist brüchig. Ihre vermeintliche Natürlichkeit ist eine Konstruktion, hinter der ganz andere Vorstellungen vom Wahn verborgen liegen: Wahnsinn als Weisheit, als Vision, als anderes Wissen, als ein anderes Normales, als etwas, ohne das eine Gesellschaft der Vernunft nicht existiert.
Foucaults 1961 erschienene Untersuchung zu "Wahnsinn und Gesellschaft" wurde lange Zeit darauf reduziert, eine antipsychiatrische Geschichte der Psychiatrie zu sein. Dabei handelt der Text mehr von Vernunft, Normalität und Herrschaft als von Unvernunft, Wahnsinn und vom Unbeherrschten. Und so ist eine Erkenntnis, die man 55 Jahre nach dem Erscheinen von einem bedeutendsten Texte Foucaults lernen kann, wie sehr die Vernunft den Wahnsinn braucht und wie akribisch sie ihn erzeugt und aufrechterhält, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen.
Der Workshop führt in einer Mischung aus Textlektüre und Diskussion in die Geschichte des Wahnsinns ein und richtet die Aufmerksamkeit dabei nicht nur auf die Geschichte des Wahns als des Anderen der Vernunft, sondern auch auf vergangene Vorstellungen vom Wahn als einer anderen Vernunft.
Teamerin: Prof. Dr. Hania Siebenpfeiffer
Organisation: Fabian Kunow
Samstag, 03.12.2016
13:30 - 14:00 Uhr: Einführung und Organisatorisches
14:00 16:00 Uhr: Wahnsinn als anderes Wissen
Pause / Imbiss
16:30 18:30 Uhr: Wahnsinn als Strafe und Dämonie
Sonntag, 04.12.2016
11:00 13:00 Uhr: Wahnsinn als Krankheit und Verbrechen
Pause / Imbiss
13:30 15:00 Uhr Abschlussdiskussion
Dieses Einführungsseminar ist eine Kooperation von Helle Panke e. V. - Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin mit dem AStA der Alice-Salomon-Hochschule