Vielfalt sozialistischen Denkens
Die Flüchtlingslager, die im Zuge der verschiedenen Krisen und Kriege weltweit entstanden sind, haben einerseits mitunter die Dimension ganzer Städte, andererseits funktionieren sie nach einer ganz eigenen Ökonomie, die den Notwendigkeiten eines Kontrollregimes ausgesetzt ist.
Es sind insbesondere Techniken der Rationierung mit all ihren Planungs- und Steuerungsphantasien, die dabei zum Zuge kommen. Solche Techniken sind keineswegs neu. Im Gegenteil, sie führen ein ebenso wiedergängerisches wie wenig beachtetes Eigenleben, von Lagern der Vergangenheit bis zu heutigen Flüchtlingscamps oder Erstaufnahmeeinrichtungen von Asylsuchenden.
Ausgehend von einem historischen Vorlauf wird eine Bestandsaufnahme dieser Form von Distribution skizziert mit samt ihrer Chancen, ihrer Prinzipien und Probleme. Dabei soll es insbesondere um die aktuellen technologischen Entwicklungen der besonderen Formen des (Lager-) Geldes gehen: SMS-Gutscheine, Prepaid-Debit-Cards, biometrische Gelder. Solche Geldformen, die immer auch Formen der Rationierung und Kontrolle sind, werden gegenwärtig u.a. vom Welt-Ernährungsprogramm und dem UNHCR für die großen Flüchtlingslager mitentwickelt.
Referentin: Dr. Anna Echterhölter (unterrichtet in diesem Semester Technikgeschichte an der Technischen Universität Berlin und war u.a. am Institut für Kulturwissenschaft an der HU Berlin, im Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin sowie im Deutschen Historischen Institut Washington D.C. tätig. Sie ist Mitherausgebern der Zeitschrift ilinx und Mitautorin des im Frühjahr bei Spector Books erscheinenden Bandes "Jenseits des Geldes. Aporien der Rationierung")
Moderation: Dr. Frank Engster