Berlin von unten
EX-EMBASSY ist ein interdisziplinäres Ausstellungs- und Textprojekt, das seinen Ort in der ehemaligen australischen Botschaft in der DDR hat. Das 1975 fertiggestellte Gebäude in Pankow erzählt von dem Versuch zweier Staaten, die Kluft des Kalten Krieges zwischen einem kapitalistischen Staat und einem sozialistischen Land zu überbrücken. In und jenseits des modernistischen Gebäudes lassen sich Entwürfe und Wünsche finden, die über den bloßen Pragmatismus des Handels hinausgehen. Nicht zuletzt gibt es aktuell vor Ort eine Initiative, die das Haus dem Immobilienmarkt entziehen und als langfristigen kulturellen Ort sichern will. Mit Bezug auf diesen und andere Zusammenhänge stellen fünf Künstler*innen in dem ehemaligen Botschaftsgebäude aus; darüber hinaus sind fünf Aufsätze als kunstpolitische Statements und Analysen erschienen (die Austellung ist bis zum 30.8.2018 zu sehen, weitere Informationen: ex-embassy.com/de).
Rechtswissenschaftlerin Sarah Keenans Text für EX-EMBASSY, Raum und subversives Eigentum, folgt der Frage, wie Grundbesitz als etwas verstanden werden kann, das die Idee von "Zugehörigkeit" aufrecht erhält insofern, dass nach wie vor definiert wird, was (oder wer) irgendwo hingehört (oder nicht). Keenan argumentiert, dass Eigentum "dehnbar" ist: in der richtigen Art und Weise angewendet, ermöglicht es, normative Systeme von In- und Exklusion zu unterwandern.
Ausgehend davon und im Anschluss von EX-EMBASSY findet eine externe Veranstaltung im AcudMachtNeu statt. Wir wollen darüber diskutieren, dass viele Einwohner*innen Berlins sich zunehmend in der Lage wiederfinden, für ihre Wohn-, Arbeits- und Lebensräume kämpfen zu müssen. Neue und alte Strukturen des kollektiven Eigentums werden wieder formuliert und angewandt, von Erbbaurecht bis zum "Enteignungsgesetz" Artikel 15 GG, von Wohngenossenschaften bis zum Mietshäusersyndikat: Eigentum wird "dehnbar" gemacht. Jedoch werden Unmengen an Zeit, Fähigkeiten, Kontakte und sog. "kulturelles Kapital" benötigt, um langlebige alternative Eigentumsstrukturen zu etablieren. Welche Auswirkungen hat das? Und wie können alternative Eigentumsstrukturen offen gehalten werden? Kann Kunst hier eine (nicht gentrifizierende) Rolle spielen, und wenn ja, wie?
Diskussion mit: Sarah Keenan (per skype), Ina Wudtke (Haben & Brauchen/Kunstblock), Vertreter*in vom Bündnis "Spekulation bekämpfen Deutsche Wohnen & Co enteignen", Bafta Sarbo (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland[1]), Simon Fronemann (Seume14[2])
Moderation und Kuratorin: Sonja Hornung