Geschichte
Frauen protestierten vor hundert Jahren in Massen gegen den Ersten Weltkrieg und das deutsche Kaiserreich. Ihre Streiks, Demonstrationen und Ausschreitungen leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Vorbereitung der Novemberrevolution. Doch während der Formung und Kämpfe um die Richtung der Revolution tauchten Frauen als Massenerscheinung nicht mehr auf.
Wir suchen nach den Spuren, die uns von den revoltierenden Frauen geblieben sind. Ihre Kämpfe entstanden aus einer prekären Mobilisierung auf den Arbeitsmarkt, wobei ihre vorangegangenen Lohnarbeitsverhältnisse, wie Hausanstellung oder Heimarbeit, zumeist erst gar nicht als Beschäftigungsverhältnisse wahrgenommen wurden. Sie zeigten sich bei der Doppelbelastung von Lohn- und Versorgungsarbeit, deren Anerkennung bereits damals gefordert, aber nicht umgesetzt wurde.
Diese Strukturen sind bestehen geblieben. Anhand der Proteste der Frauen der Novemberrevolution und den vielfältigen reaktionären Antworten soll diskutiert werden, welche grundlegenden gesellschaftlichen Konflikte bis heute dringend feministischer Kämpfe bedürfen, und wie sich diese Kämpfe in Hinblick auf die weltweiten Frauen*streikbewegungen gestalten.
Diskussion mit:
Dania Alasti (Doktorandin in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Autorin von "Frauen der Novemberrevolution / Kontinuitäten des Vergessens", Unrast Verlag 2018) und
Dr. Gisela Notz (Historikerin, Forschungen zur Geschichte der ArbeiterInnen- und Frauenbewegung, zu Frauen-, Familien und Sozialpolitik. Veröffentlichung u.a.: "Her mit dem allgemeinen, gleichen Wahlrecht für Mann und Frau!", Bonn 2008)
Moderation: Dr. Stefan Bollinger