Internationale Politik
Im Januar 2013 begann eine Intervention der französischen Armee im Norden von Mali, damals unter dem Namen „Opération Serval“ - ihr folgte Ende 2014 die „Opération Barkhane“. Ursprünglich war das Eingreifen als kurzfristige Angelegenheit angekündigt worden: Innerhalb weniger Wochen sollte die Armee im Norden Malis sitzende Jihadisten, die damals drei Regionen unter ihrer Gewalt hatten – Tombouctou, Gao und Kidal – vertreiben und dem 2012 akut gewordenen Bürgerkriegskonflikt ein Ende setzen.
Dieses Versprechen ist längst Vergangenheit. Die Jihadisten bewegen sich außerhalb der städtischen Zentren in Nordmali und in Teilen des Zentrums (Region Mopti) oftmals wie ein Fisch im Wasser. Und ihre Selbstdarstellung als vorgebliche Widerständler gegen eine Rückkehr der alten Kolonialmacht dürfte ihnen eher Zulauf beschert denn ihnen geschadet haben. Ähnlich wie in Afghanistan, ist ein Ende des Konflikts wohl in weite Ferne gerückt
Im Norden Malis stehen sich unterschiedliche Akteure gegenüber: Neben der französischen Armee steht seit vier Jahren auch die Bundeswehr dort, diese ist in Gao stationiert und soll den französischen Militärs Unterstützung verschaffen. Weitere Akteure sind die Armee der malischen Zentralregierung, ehemals separatistische Rebellen auf Tuareg-Basis, die in der „Koordination der Bewegung von Azawad“ (CMA) zusammengeschlossen sind, sowie zum Zentralstaat stehende loyalistische bewaffnete Gruppen. Letztere setzen sich ebenfalls aus Tuareg zusammen, die minoritären Bevölkerungsgruppen innerhalb der Tuareg-Minderheit angehören und ihre Interessen von den Rebellen bedroht sehen. Hinzu kommen jihadistische Gruppen, die sich zunächst 2011 mit den Tuareg-Separatisten verbündet hatten und im April 2012 die Abspaltung von Nord-Mali unter dem Namen „Azawad“ proklamierten, bevor ihr Bündnis im Juni 2012 zerfiel.
Die Grenzen zwischen diesen bewaffneten Gruppen im Norden verlaufen fließend, denn an der „Basis“ wechseln die Waffenträger oft zwischen den einzelnen Gruppierungen – je nach Stand des Kampfes sowie nach den ökonomischen Perspektiven, die die einzelnen Akteure ihren Mitstreitern zu bieten haben.
Einen Waffenstillstand mit den auf ethnischer Basis operierenden Gruppen in Nordmali gibt es bislang vor allem um den Preis, dass über vergangene Verbrechen, auch der CMA und anderer bewaffneter Gruppen, Stillschweigen gebreitet wird; und dass ihre Mitglieder im Namen der begonnenen „Dezentralisierung“ des malischen Staatswesens mit örtlichen Posten und den damit zusammenhängenden Geldern ausgestattet werden.
Welche Perspektiven bieten sich für Mali und die Region vor diesem Hintergrund? Wie sollen Linke die Präsenz europäischer Truppen bewerten? Und was dies alles mit „Kerneuropa“ zu tun?
Darüber wollen wir mit unserem Referenten Bernhard Schmid sprechen. Er hat das Buch "Die Mali-Intervention" geschrieben.
Die Abendveranstaltung moderiert Franza Drechsel. Sie ist Projektmanagerin für Westafrika der Rosa-Luxemburg-Stiftung.