Politik und Kultur
Zunehmend formuliert sich Protest auf der Straße mit Musik. Ob bei großen Demonstrationen oder bei Mieter*innenkollektiven, die sich gegen Verdrängung wehren. Hoffnung und Enttäuschung, Mut und Wut gehen gesungen leichter und stärker über die Lippen, sie gehen in die Füße und geben Rhythmus, sie stecken an. Im Hebbel am Ufer kommt ein Aktivist*innenchor auf die Bühne, der Resonanzchor singt (fast) ausschließlich auf Demonstrationen, die Rotkehlchen treten als Flashmob in der Volksbühne auf, Mieter*inneninitiativen schließen sich zu Protestgesängen zusammen. Eine Oper im Hansaviertel im öffentlichen Raum greift Stimmen und Stimmungen von Anwohner*innen auf und lässt sie Musik werden.
Welche neue Ästhetik zeigt sich hier? Wodurch wird Musik als chorisches und damit stärkendes gemeinschaftliches Erleben wieder interessant? Sind Mietprotestlieder die Kampflieder der Neuzeit? Wer singt eigentlich mit und neben und gegen wen? Und warum singen die anderen Betroffenen noch nicht? Wie muss Musik sein, die nicht nur ins Ohr, sondern auch „in den Mund“ geht? Und in die Beine?
Protest- und Demonstrationschöre geben Auskunft. Mit dabei Ulrike Urner vom Resonanz-Chor, Kati Faude von den Rotkehlchen, Hans Maydell vom musikalischen Mieterprotest in der Hasenheide 71.Der chilenische Liedermacher und Aktivist Nicolás Miquea führt ein in das "Manifest für Gegenkultur". Weitere Chorprojekte werden vorgestellt; mit Überraschungsgästen ist zu rechnen.
Moderation: Holger Klemm