Vielfalt sozialistischen Denkens
Die Geschichte aller Befreiungsbewegungen ist die Geschichte ergriffener und verpasster Gelegenheiten. Was bedeutet es aus Sicht der politischen Philosophie, eine Gelegenheit zu erkennen, zu erfahren und zu ergreifen?
Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts ist die europäische Idee einer objektiven Notwendigkeit des Fortschritts in der Geschichte haltlos geworden. Im rasenden Stillstand der Postmoderne schwand auch der Glauben an deren subjektive Machbarkeit. Folgen sind Kritik- und Utopielosigkeit, die Ideologie vom Ende der Geschichte.
Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert haben Philosophen wie Paul Tillich, Walter Benjamin, Ernst Bloch u.a. eine Alternative zur Geschichts- und Alternativlosigkeit gesucht. Wie nach ihnen Immanuel Wallerstein, Giorgio Agamben, Michael Hardt und Antonio Negri greifen sie dafür auf Kairós, den Gott der guten Gelegenheiten, als Denkfigur zurück.
Referent: Dr. Alexander Neupert-Doppler, lebt in Hannover und ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter für Politische Theorie am IASS in Potsdam.
Nach Büchern zu den "Widrigkeiten des Staatsfetischismus" (2013) und zu den
"Möglichkeiten der Utopie" (2015) schließt das Buch zu den "Gelegenheiten
im Kairós" (2019) diese Trilogie ab.
Moderation Cinzia Rivieri (Literaturwissenschaftlerin)