Philosophische Gespräche
Das neue Jahr ist wenige Tage alt und schon sind die Vorsätze vom letzten Jahr dahin: Sollte es nicht in den neuen Zwanziger Jahren alles endlich besser werden? Stattdessen brennt der halbe australische Kontinent auf einer Fläche, die das Vielfache der Brandflächen im Amazonas und Sibirien des letzten Jahres ausmacht. Etwa 500 Millionen Tiere sind bei diesen Bränden getötet worden. Der Koalabär, dieses einzigartige Symboltier des Kontinents, gilt als faktisch ausgerottet. Zugleich spitzt sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran brandgefährlich zu. Die Kriegsgefahr ist groß, wenn der Hashtag "World War 3" zum Trend (nicht nur) in Deutschland wird. Klimawandel und Krieg sind nur zwei Gefahrenherde einer Welt im Umbruch. Viele dieser Umbrüche - die zurückgekehrte Wirtschaftskrise, Digitalisierung, Mietpreisexplosion und rapide Gentrifizierung, Arbeitsüberlastung, der Aufstieg der extremen Rechten usw. - verbreiten Unbehagen, mitunter Angst. Zugleich tut sich aber auch politisch etwas: Überall auf der Welt - in Chile, in Haiti, im Libanon, im Irak, in Frankreich usw. - gehen Menschen wieder auf die Straßen und kämpfen für ihre sozialen Rechte und gegen den Klimawandel. In den USA und in Großbritannien denkt die junge Generation sogar laut über grundlegende Alternativen zum Kapitalismus, über Sozialismus nach.
Ingar Solty nimmt diese Entwicklung zum Anlass und denkt sie vom Ende her: Wohin führen uns all diese Entwicklungen? Wie sieht die Welt von morgen aus, wie die Welt von übermorgen? Welche Szenarien unserer Zukunft erwarten uns? In den nächsten 10, den nächsten 20 oder gar 50 Jahren? Welche (Alp-)Träume sind realistisch? Und wie können wir diese Szenariendiskussion dazu nutzen, um das Schlimmste abzuwenden und eine soziale, demokratische und ökologische Welt für alle aufbauen? Was können wir tun? Was müssen wir tun, wenn wir eine Zukunft frei von Angst haben wollen?
Ingar Solty ist Referent für Friedens-und Sicherheitspolitik am Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Redakteur der Zeitschrift Luxemburg. Gesellschaftsanalyse und linke Praxis.