Internationale Politik
Lange Zeit galt im Iran ein Stichwort: Alle 30 Jahre findet ein Aufstand, eine Revolution statt. Nun ist die Islamische Republik Iran (IRI) bereits seit über 40 Jahren an der Macht. Also wird es wohl wieder Zeit für eine Revolution. Das denken sich auch Hunderttausende, wenn nicht Millionen Iraner*innen aus Mittelschicht und untersten Klassen, die seit dem Dezember 2017 regelmäßig auf die Straße gehen und mit systemkritischen und fortschrittlichen Parolen und Aktionen die Machthaber in Angst und Schrecken versetzen. Das Motto kann man auf eine Formel herunterbrechen: Brot, Würde, Freiheit.
Diese Aufstände, die in immer kürzeren Abständen auftreten, sind die Explosionen eines sich auch im Alltag vollziehenden, immer tiefer werdenden Bruchs der Mehrheit der Bevölkerung mit dem System IRI. Die letzte Episode dieser Aufstandsbewegung fand im November 2019 statt. Trotz eines drohenden Krieges mit den USA und der massiven nationalistischen, staatstragenden Mobilisierungen hat sich die Bewegung schon im Januar dieses Jahres eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Thron der Ayatollahs wackelt gewaltig und ein Wort macht im Iran wieder die Runde: Revolution.
In der Veranstaltung möchten wir die aktuelle systemkritische Bewegung politisch einordnen, sie mit vergangenen Bewegungen im Iran (z.B. der reformistischen „grünen Bewegung“ 2009) vergleichen, ihre Forderungen, Aktionsformen und Charakteristika beleuchten und der Frage nachgehen, auf welche Zukunft das Land politisch zusteuert.
Referent: Kian Zeytani (er ist deutsch-iranischer freier Journalist und Aktivist und verfolgt seit 2009 die Entwicklungen im Iran)
Moderation: Dr. Katja Hermann (Referatsleiterin Westasien / Referentin für Palästina und Israel, Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Die Veranstaltung ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Referat Westasien der Rosa Luxemburg Stiftung.