Dieses Jahr jährt sich der Sieg über den historischen Faschismus im 75. Jahr. Ein Datum, das gefeiert, aber auch ehrenhaft begangen werden muss. Auch die Helle Panke wollte sich an Feierlichkeiten in Pankow beteiligen, welche von einem großen Bündnis initiert wurden. Dann kam der Corona-Virus und diese Zusammenkunft ist - wie alle anderen Veranstaltungen - abgesagt worden. Ganz unkommentiert wollen wir aber den 8. Mai nicht stehen lassen.
Wir haben deshalb eine besondere Folge unseres Bildungsformats "3x3" während der Kontaktsperre aufgenommen.
Wir befragten Kurt Hillmann in der üblichen "3x3"-Form, was er zum 8. Mai denkt.
Kurt Hillmann wird 1933 als Sohn einer jüdischen Polin und eines Deutschen in Berlin geboren. Schon früh ist er mit einem alltäglichen Antisemitismus konfrontiert, so wird er regelmäßig auf dem Schulweg von Mitgliedern der Hitlerjugend verprügelt. 1944 kann Kurt Hillmann als 11-jähriger in einem Heim für tuberkulosekranke Kinder im Allgäu untertauchen. In der Gesellschaft von Kindern hochrangiger Nazi-Kader gelingt es dennoch, in dem Heim unentdeckt zu bleiben, so dass Kurt Hillmann nicht deportiert wird und die Verfolgung und systematische Ermordung von Jüdinnen und Juden in ganz Europa überlebt.
Im Oktober 1945 kann er zu seinem Vater nach Berlin zurückkehren, doch seine an Tuberkulose erkrankte Mutter ist bereits gestorben, weil ihr eine Krankenbehandlung als Jüdin versagt wurde. Aus der Familie seiner Mutter überlebt niemand. Alle Mitglieder der Familien Singer und Jakubowicz waren zunächst in das Getto Litzmannstadt deportiert und später im Vernichtungslager Kulmhof mit den Abgasen von Lastwagen ermordet worden. Kurt Hillmann engagiert sich seit Jahren als Zeitzeuge.