Vielfalt sozialistischen Denkens
Vor 30 Jahren wurde mit dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung das Ende der sog. Systemkonfrontation besiegelt. Auch der Marxismus als Massenideologie geriet an ein Ende, und mit ihr eine bestimmte historische Sequenz der Politik der Arbeit und des Klassenkampfes, geprägt durch ein vornehmlich als weiß und männlich verstandenes Industrieproletariat und repräsentiert von mächtigen Parteien und großen Organisationen. Allerdings geriet auch der „andere Pol“, der Pol der Bewegung, nach dem Aufbruch 1968 und dem darauffolgenden „Roten Jahrzehnt“ gegen Ende der 80er Jahre in eine Erschöpfung.
Seitdem werden die digitale Umstrukturierung der industriellen Massenproduktion und die neoliberale, post-industrielle und finanzmarktgetriebene Globalisierung einerseits begleitet von ständigen neuen Krisen, andererseits von Wellen des Protestes und des Aufruhrs.
30 Jahre nach dem Ende der Systemkonfrontation und dem Beitritt der DDR wollen wir Bilanz ziehen. Sind „All the rebels gone?“, wie unser Moderator Christopher Wimmer sein neues Buch betitelt? Dagegen steht die These von Joshua Clovers Buch Riot-Strike-Riot, der zufolge wir weltweit eine Wiederkehr von Formen des Aufstandes und des Riots erleben. Gilt es den Leichnam des Proletariats auszuschlachten und desintegrative statt kreative Kräfte in Anschlag zu bringen? Oder entsteht das Neue ohnehin eher in kreativen Zwischenräumen und Transformationen als durch eine revolutionäre Arbeiterklasse?
Darüber diskutieren:
Karl Heinz Dellwo, Galerie der abseitigen Künste und Herausgeber von Joshua Clover Riot-Strike-Riot
Luise Meier, Autorin von MRX Maschine und Theatermacherin
Anna Stiede, Politologinnen Institut und Vorbereitungskreis „30 Jahre Herbst ’89 – Nennen wir es Revolution!?“
Moderation: Christopher Wimmer, Herausgeber von Where have all the Rebels gone?
(Draußen, aber überdacht: warm anziehen!)