Corona Panke Digital
Am 20. Januar ist es soweit: Joe Biden wird offiziell ins Weiße Haus einziehen und Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ablösen. Viele Menschen sehen Trumps Abwahl mit Erleichterung, da er als Symbol und zugleich Katalysator des US-amerikanischen Rechtsrucks die Normen und Abläufe der US-Politik erheblich destabilisierte. Die Besetzung des Kapitols am 6. Januar durch rechtsradikale Trump-Fans hinterlässt eine Irritation über die starke und gewalttägige Abwehr des Machtverlusts, die vonseiten eines Teils der durch Trumps Rhetorik radikalisierten Republikaner kam.
Biden und seine Vize-Präsidentin Kamala Harris, die erste Frau in dieser Position, sind zwar weit davon entfernt, eine linke Alternative zum politischen Mainstream darzustellen, aber es ist davon ausgehen, dass sie die krudesten Exzesse aus Trumps Amtszeit zurücknehmen und endlich Schritte unternehmen werden, um die Corona-Pandemie – deren unkontrollierte Verbreitung ebenfalls zu Trumps Hinterlassenschaften gehört dürfte – einzudämmen.
Aber was ist darüber hinaus in den kommenden Jahren aus den USA zu erwarten? Immerhin erlebte das Land mit der Kandidatur von Bernie Sanders eine überraschende Rückkehr sozialdemokratisch-sozialistischer Ideen und mit Black Lives Matter eine der größeren Mobilisierungen in seiner Geschichte. Die sozialen Missstände, die Sanders’ Kampagne und Black Lives Matter befeuerten, werden durch die Corona-Krise womöglich noch dramatischer, und das Kabinett Biden – eine gängige Mischung aus moderaten Berufspolitikern und wohlhabenden Technokraten aus der Wirtschaft – wird vermutlich nicht die Art von umfangreichen Reformen in die Wege leiten, die nötig wären, um diese Misstände auch nur ansatzweise zu beseitigen. Hat die US-Linke einen Ausweg zu bieten?
Zur aktuellen Situation befragen wir in unserer etwas längeren 3x3-Folge Loren Balhorn, Redakteur bei Jacobin Magazin und Mitherausgeber des Sammelbandes "Jacobin: Die Anthologie" (Berlin 2018). Aufgewachsen im amerikanischen Mittleren Westen, lebt er mittlerweile in Berlin und schreibt regelmäßig über amerikanische und deutsche Politik.