Politik und Kultur
Im Jahr 1977 erscheint ein schmaler Interview-Band von Maxie Wander im Verlag Der Morgen: „Guten Morgen, Du Schöne“ heißen die dokumentierten Tonband-Protokolle von jungen und alten Arbeiterinnen, Angestellten und Hausfrauen aus der DDR. Kurz darauf erscheint das Buch auch in der BRD im Luchterhand-Verlag und gelangt in beiden Staaten zu großer Popularität. In der Anlage ähneln die Interviews den sieben Jahre zuvor in der BRD erschienenen Bottroper Protokollen von Erika Runge, nur stellen sie Wünsche, Ideale und Alltagssorgen von Menschen im Sozialismus der DDR ins Zentrum. Das große öffentliche Interesse an den Frauenportraits erreicht die Autorin nicht mehr, Maxie Wander stirbt 1970 mit 44 Jahren an Krebs. Aufgrund der euphorischen Rezeption entscheidet sich das Fernsehen der DDR unmittelbar nach dem Erscheinen des Buches, die Interviews in sieben Folgen mit professionellen Schauspielerinnen nachsprechen zu lassen. Gleich die erste Folge unter der Regie von Hans Werner Honert führt zu Unmut und Zensur. Die jüngeren Frauen Susanne, Gudrun, Angela, die Maxie Wander einzeln interviewt, finden in der Folge zu einem Gespräch zusammen und es treten Generationenkonflikte in der DDR zu Tage, es kommen die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Krieges an der Ostfront zur Sprache, die Mädchen sprechen sich für einen frei wählbaren Selbstmord aus, die Redefreiheit in den Kirchgemeinden wird betont und der Umgang mit patriarchalen Familienstrukturen und das Lebensmodell der Ehe in Frage gestellt. Folge 1 konnte nicht gesendet werden. Erst 1990 kam es durch die Aufbewahrung des Rohmaterials zur ersten Aufführung. Die Folgen 2 bis 7 wurden schon 1979 und 1980 ausgestrahlt.
Über die Rezeption der Frauen-Protokolle von Maxie Wander und über die Aufführungsgeschichte der Fernsehserie „Guten Morgen, Du Schöne“ wollen wir uns mit dem Regisseur Hans-Werner Honert und dem Filmhistoriker Ralf Schenk unterhalten.
Im Anschluss an die Diskussion wird die Folge 1 der Fernsehserie „Susanne, Gudrun, Angela“ gezeigt.