Sozialistische Moderne in Mittel- und Osteuropa
Die Busfahrt ist leider ausgebucht // The bustour is sold out
Aus Anlass des Internationalen Denkmaltages am 18. April 2023 möchten die Max-Lingner-Stiftung Berlin und das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS auf das Erbe der «zweiten sozialistischen Moderne» (von 1955 bis 1990) in Architektur und Städtebau aufmerksam machen. Die Aufarbeitung des Kalten Krieges im angelsächsischen Raum hat diese neue Aufmerksamkeit in besonderem Maße vorbereitet. Auch in den mittel- und osteuropäischen Ländern wächst die Einsicht, dass es über die Rezeption der Zwischenkriegsmoderne hinaus, dort zum Teil als kulturelle Ressource für die Wiederentstehung der Nationalstaaten aktiviert, auch darauf ankommt, die sozialistische Phase als Teil der eigenen Baukultur zu thematisieren. In Osteuropa haben die Beiträge von Dumitru Rusu und der B.A.C.U.-Vereinigung eine bemerkenswerte Resonanz gefunden. Mit seinen Fotobänden, Architekturführern und der Website Socialist Modernism haben der rumänische Architekt und sein Team die Kenntnis über die Architekturen der ehemals sozialistischen Länder in den letzten Jahren stark gefördert. Parallel dazu hat sich im Rahmen des 2006 in Moskau gegründeten Internationalen Wissenschaftlichen Komitees von ICOMOS für das 20. Jahrhundert (ISC 20C) eine Plattform SocHeritage etabliert. Die Wiederkehr der militärischen Konflikte in Europa und schließlich der Überfall Russlands auf die Ukraine im Frühjahr 2022, der Einzug eines neuen Blockdenkens und das Erstarken nationalistischer Strömungen gefährden diesen Austausch und die damit in Gang gekommene Verständigung über die gemeinsame jüngere Geschichte.
Die 1982 von ICOMOS ins Leben gerufene und von der UNESCO aufgegriffene Initiative für einen Internationalen Denkmaltag am 18. April wird in diesem Jahr von der MAX LINGNER STIFTUNG Berlin und ICOMOS Deutschland mit Partnerorganisationen zum Anlass genommen werden, Fachleuten eine grenzüberschreitende Plattform für den kritischen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zu bieten. Ausgangspunkt sind die bisher von Dumitru Rusu und B.A.C.U. herausgegebenen Bände zu den architektonischen und künstlerischen Zeugnissen der sozialistischen Moderne im Baltikum und auf dem Balkan, in der Russischen Föderation und der Ukraine sowie in Deutschland.
Den Auftakt bietet eine
Busexkursion zur Berliner Nachkriegsmoderne OSTWESTOST
Im Herbst 2021 hat der Berliner Senat der Kultusministerkonferenz der Länder den Vorschlag unterbreitet, die nachkriegsmodernen Ensembles der Karl-Marx-Allee mit ihren beiden Bauabschnitten sowie die Bauten der Interbau 1957 (Hansaviertel, Kongresshalle im Tiergarten, Akademie der Künste, Corbusierhaus) auf die deutsche Vorschlagsliste zum Welterbe der UNESCO zu setzen. Im politisch geteilten Berlin erfolgte der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg nach divergierenden architektonischen und stadtplanerischen Leitbildern. Wohnungs- und Städtebau machten Zukunftsversprechen, der Wettstreit um die überzeugendere Variante der «Stadt der Zukunft» war auch eine Konkurrenz um die zukunftsfähigere Gesellschaft. «Die erste sozialistische Straße Deutschlands», die Stalinallee in Berlin-Friedrichshain, als «Nationales Aufbauwerk» Anfang der 1950er Jahre in Szene gesetzt, stellte eine enorme Herausforderung für den West-Teil der Stadt dar. Erst mit der «Internationalen Bauausstellung 1957» im Bezirk Tiergarten und am Olympiastadion fand der Westen eine relevante Antwort. Der zweite Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee (ab 1959) wiederum markierte die Wiederaneignung der Moderne in der DDR, verband die Fortsetzung der Magistrale mit dem ersten innerstädtischen sozialistischen Wohnkomplex.
Die dreistündige Busexkursion macht mit den drei nachkriegsmodernen Ensembles bekannt und erläutert die Idee des Welterbe-Antrags.
Führung: Sabine Ambrosius (Landesdenkmalamt), in Deutsch und Englisch
Eine Veranstaltung der Max-Lingner-Stiftung[1] in Kooperation mit ICOMOS Deutschland[2] und der BTU Cottbus[3], mit freundlicher Unterstützung des Landesdenkmalamtes Berlin[4], der Hermann-Henselmann-Stiftung[5] und Helle Panke.