Junge Panke
Vor fünfzig Jahren, 1973, erschien die deutsche Übersetzung des Klassikers "Wahnsinn und Gesellschaft" des französischen Philosophen Michel Foucault. Diese Übersetzung war Teil des "langen Sommers der Theorie" (Philipp Felsch), der sich in der Folge von 1968 entwickelte. Damals erlangte Theorie durch Wissenshunger, Lesekreise, Raubdrucke sowie neukonzeptionierte Reihen eine Reichweite, die heute verblüfft.
Eine dieser Reihen war die Suhrkamp-Verlagsreihe "stw", die 1973 entstand und in deren erstem Jahr auch die deutsche Übersetzung von "Wahnsinn und Gesellschaft – Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft" erschien.
Das Buch, das im französischen Original "Folie et déraison. Histoire de la folie à l’âge classique" hieß, war bereits 1961 Foucaults Dissertationsschrift gewesen. Es thematisiert die Geschichte des Wahnsinns und die Herausbildung eines Wissensregimes über geistige Gesundheit und Krankheit, wobei die Beschäftigung mit dem Wahnsinn immer auch Beschäftigung mit seinem Gegenspieler ist: mit einer Vernunft, die zum positiven Bezugspunkt in der modernen Gesellschaft und für das moderne (männliche) Subjekt schlechthin wird. "Wahnsinn und Gesellschaft" hat für das Verständnis gesellschaftlicher Ein- und Ausgrenzungsmechanismen in den 50 Jahren seit dem Erscheinen Maßstäbe gesetzt.
Wir widmen Foucaults Werk im ausgehenden Sommer einen Junge-Panke-Abend im lauschigen Garten des Technoclubs //:about blank. Bei Regen gehen wir ins Zelt.
Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Hania Siebenpfeiffer (Uni Marburg) wird uns die Thesen, Argumentationslinien sowie die Rezeption von "Wahnsinn und Gesellschaft" vorstellen. Ein Abend für alle, die das Buch nur vom Namen her kennen, die vielleicht schon mal reingeschnuppert haben oder für die, bei denen die Lektüre schon eine Weile her ist. Aber auch für Theorie-Cracks gibt es sicher etwas Neues zu erfahren.
Moderation: Fabian Kunow