16. Marxherbstschule
Die Marx-Herbstschule 2023 widmet sich dem kapitalistischen Produktionsmittel schlechthin, der Maschine sowie der Rolle der Technik. Im Mittelpunkt steht ein Textfragment von Marx aus den Grundrissen. Es behandelt Überlegungen zur Bedeutung von Maschine, Wissenschaft und Technik für die kapitalistische Produktionsweise und ihre Entwicklung und ist unter dem Titel „Maschinenfragment“ berühmt geworden – auch wenn dieser Titel nicht von Marx selbst gewählt wurde. Der Text hat vor allem in der italienischen und französischen Marx-Diskussion Ende der 1960er Jahre für Furore gesorgt, er wurde aber auch, so wie die Grundrisse generell, in anderen Ländern diskutiert. So wurde der Text in der Tschechoslowakai einflussreich für den sog. Richta-Report eines Autorenkollektivs um den marxistisch orientierten tschechoslowakischen Soziologen und Philosophen Radovan-Richa. Der Report setzte sich mit den Auswirkungen der „wissenschaftlich-technischen Revolution“ auseinander und hatte auch Einfluss auf den Prager Frühling 1968.
Das Interesse galt vor allem Passagen, in denen Marx Überlegungen zum Ende des Tauschwerts, zur Emanzipation von der Arbeit, zur Rolle der geistigen Arbeit und zum emanzipativen Gebrauch der Wissenschaft anstellt. Auch der mittlerweile prominent gewordene Begriff „General Intellect“ taucht in diesem Zusammenhang auf.
Der diesjährige Reader flankiert den Text durch weitere Passagen – vor allem aus dem Kapital –, in denen sich Marx mit der Rolle der Maschine für die kapitalistische Verwertung, für die Steigerung der Produktivkraft und für die Anwendung und Ausbeutung der Arbeiter_innen auseinandersetzt. Es gilt zu erschließen, warum die Maschine nicht „nur“ das Produktionsmittel schlechthin für die Produktion von Waren und für die Steigerung der Produktivkraft ist, sondern warum sie ein spezifisch kapitalistisches Produktionsmittel ist: Sie ist, wie Marx betont, auch eine Maschine zur Produktion von Mehrwert, mithin zur Akkumulation von Reichtum in abstrakter, rein quantitativer Gestalt.
Das Thema der 16. Marx-Herbstschule ist erneut auf zwei Jahre aufgeteilt. Während es in diesem Jahr um das Fragment aus den Grundrissen und weitere Texte rund um die klassische industrielle Maschinerie und Technik gehen soll, wird die MHS 2024 Texte von Marx behandeln, die für die weitere kapitalistische Entwicklung relevant sind und auf die aktuellen Formen der Produktion verweisen, bis hin zur universellen Rechenmaschine, dem Computer.
Programm
Freitag I 27.10.23 I ab 16 Uhr
Anmeldung zur Marxherbstschule
Freitag I 27.10.23 I 17-18:30 Uhr
Einführung ins Thema, Reader und die MEGA-Ausgabe: Rezeption des sog. Maschinen-Fragments in Ost und West
Am Freitagabend soll zum Auftakt aus östlicher und westlicher Perspektive geschildert werden, warum die Frage der Technologie und ihres kapitalistischen Charakters und damit deren Behandlung in den „Grundrissen“ in den 1960er-Jahren eine solche Bedeutung bekamen. Auf der einen Seite widmen wir uns den Diskussionen in Osteuropa und insbesondere des Richta-Reports von 1968, der mit der deutschen Übersetzung von 1971 und aufgrund des großen Interesses am Prager Frühling auch in Westeuropa einige Beachtung gefunden hatte. Der Richta-Report bezieht sich stark auf die „Grundrisse“ von Marx, an deren Übersetzung ins Tschechische Radovan Richta mitgearbeitet hatte. Parallel dazu soll die Diskussion in West-Europa und in der BRD dargestellt werden, ausgehend von der allgemeinen Erschütterung des technologischen Fortschrittsglaubens durch Weltkriege und Holocaust und der Wiederentdeckung der Technologiekritik bei Marx, insbesondere im frühen Operaismus, und dem damit verbundenen Interesse an den „Grundrissen“.
Referenten: Dr. Ehrenfried Galander und Christian Frings
Freitag I 27.10.23 I 19-21 Uhr
Lesekreise in einzelnen Gruppen Phase I
Diesjährige Teamer*innen und Organisation: Valeria Bruschi, Dr. Frank Engster, Christian Frings, Dr. Ehrenfried Galander, Thomas Gehrig, Tatjana Gossen, André Kistner, Anne-Kathrin Krug, Christian Meyer, Dr. Nadja Rakowitz, Bafta Sarbo, Dr. Christian Schmidt, Jenny Simon, Mathias Ubl, Dr. Birgit Ziener.
Samstag I 28.10.23 I 10-13 und 14-18 Uhr
Lesekreise in einzelnen Gruppen Phase II und III (zur Pause: Mittagessen)
Samstag I 28.10.23 I 19 Uhr
Abendveranstaltung
Prof. Riccardo Bellofiore: Marx' Kritik von Maschinerie und Technik im "Kapital"
Sonntag I 29.10.23 I 9-11 Uhr
Lesekreis für Frühaufsteher*innen
Sonntag I 29.10.23 I 11-13 Uhr
Gavin Mueller: Maschinenstürmerei - Zur Geschichte von Autonomie und Sabotage
Bitte meldet Euch mit Angabe der zu Euch passenden Lesegruppe an. Es gibt Gruppen in den Buchstaben von a-e:
a) wenig oder keine Vorkenntnisse zu Marx, Reader nicht gelesen
b) wenig oder keine Vorkenntnisse zu Marx, Reader gelesen
c) mittlere Kenntnisse zu Marx, Reader nicht gelesen
d) mittlere Kenntnisse zu Marx, Reader gelesen
e) gute Vorkenntnisse zu Marx
Bitte gebt doch in dem Feld City/Stadt den Buchstaben mit Eurer Wunsch-AG an.
Eine Veranstaltung von Helle Panke e.V. Rosa Luxemburg Stiftung Berlin, Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition e.V., Rosa Luxemburg Stiftung und Leibniz Zentrum für Literatur- und Kulturforschung.