Workshop
60 Jahre doppelte deutsche Staatsgründung und 20 Jahre Beginn des Endes des zweiten Deutschlands, der DDR, sind Anlass, sich nochmals des Anfangs eines alternativen, antifaschistischen, antiimperialistischen und auf Frieden orientierten Weges im Osten zu versichern. Die Erwartungen an die DDR waren hoch, das Engagement der Gründergeneration war groß. Nicht wenige, die sich aus den Verstrickungen des Faschismus befreit hatten, verbanden mit diesem Neuanfang Erwartungen. Waren sie berechtigt, warum zerstoben sie? Wo lagen die frühen Ursachen für eine lange stabile Entwicklung, in der aber der emanzipatorische Anspruch des Sozialismus schwand und statt einer Erneuerung eine Abwicklung dieses Staates geschah.
Beiträge:
Prof. Dr. Rolf Badstübner
Geschichtsschreibung am Beginn eines anderen Deutschland gesamtdeutsch, DDR-deutsch, deutsch-deutsch?
Prof. Dr. Günter Benser
Zum Selbstverständnis der DDR und der Suche nach einem Platz in der Geschichte
Prof. Dr. Stefan Doernberg
Erfahrungen und Lehren der DDR-Geschichte
Prof. Dr. Siegfried Prokop
Was wurde aus den Erfahrungen des Anfangs? SBZ und DDR 1945-49 -deutsche Erfahrungen und sowjetische Modelle
Leitung: Dr. Stefan Bollinger
Eine Veranstaltung zu Ehren von Stefan Doernberg, der kürzlich seinen 85. Geburtstag beging.
Im ND, 5./6.9.2009, S. 22, ist ein Artikel von Karlen Vesper zum Workshop erschienen:
Workshop für Doernberg.Erstlingswerk
Karlen Vesper»Die Geburt eines neuen Deutschlands« war ein Workshop des Berliner Vereins Helle Panke am Donnerstagabend überschrieben. Explizit wurde damit der TItel eines 1959 erschienenen Buches aufgegriffen. Geehrt wurde dessen Autor Stefan Doernberg (ND-Foto: Burkhard Lange), der seinen 85. Geburtstag beging. Nicht ohne Stolz bemerkte der Jubilar, dass sein Erstlingswerk in kürzester Frist vergriffen war. Kollegen erinnerten sich an seinerzeitige gewinnbringende Lektüre, rieben sich aber auch an damaligen und heutigen Wertungen des Verfassers.
Mit dem Fokus auf sozial-ökonomische Entwicklungen, so Günter Benser, habe Doernberg deutlich gemacht, dass im Osten Deutschlands nach dem Krieg ein wirklicher Bruch mit fataler deutscher Geschichte stattgefunden hatte; »das macht den bleibenden Wert des Buches aus«. Rolf Badstübner stritt mit dem Jubilar über Moskaus Intentionen Mitte und Ende der 40er Jahre: Unglücklich und verräterisch sei der Satz im Aufruf der KPD vom 11. Juni 1945 gewesen, Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen, sei »gegenwärtig« falsch. Siegfried Prokop indes hielt wie Doernberg noch 1948 einen Weg in der SBZ fern des Sowjetmodells für möglich. Unisono lehnten alle das Etikett ab, das der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler der DDR verpasst hat: »koloniale Neugründung«. K.V.
Es handelt sich um einen Bericht über die Veranstaltung "Die Geburt eines neuen Deutschland. Zu Chancen und Problemen eines alternativen Neuanfangs im Osten" am 3. September 2009.