19. Hermann-Henselmann-Kolloquium
Wir haben namhafte Expert:innen eingeladen, um ihre Sicht auf gesellschaftliche und stadträumliche Veränderungen zu erfahren und mit ihnen darüber ins Gespräch zu kommen. Wie entwickelt sich die Stadt im 21. Jahrhundert? Welche gesellschaftlichen, planerischen und baulichen Weichenstellungen müssen erfolgen, um sozialräumliche Spaltungen zu überwinden, veränderten Mobilitätsbedürfnissen und Lebensweisen gerecht zu werden sowie auf die Bedrohung der Klimakrise zu reagieren? Und wie kann das gelingen? Wo steht Berlin bei diesen Herausforderungen, was tut sich anderswo? Diesen Fragen wollen wir in den kommenden Kolloquien nachgehen. Wir laden Sie dazu herzlich ein und freuen uns auf die Debatte mit Ihnen!
Das diesjährige Auftakt-Kolloquium soll zunächst einen thematischen Aufriss bieten, bei dem Prozesse der baulich-räumlichen Transformation und dafür nötige materielle und gesellschaftliche Ressourcen im Kontext der aktuellen Herausforderungen wie Klimakrise, demographischer Wandel, zunehmende sozio-ökonomische Ungleichheit und politische Instabilität diskutiert werden. Um dabei nicht nur reaktiv das Schlimmste abwenden und negativen Entwicklungen vorbeugen zu wollen, sondern aktiv die Entwicklung einer wünschenswerten stadträumlichen Vision zu entwerfen, gestalten und umzusetzen, hilft ein analytischer Blick auf aktuelle und zu erwartende Veränderungen.
Zu Beginn der Veranstaltung gibt es ein Statement der Hermann-Henselmann-Stiftung zur geplanten neuen Reihe und eigenen Erwartungen an den künftigen Austausch. Anschließend wird ein Beitrag von Clemens Helmke die Arbeit Hermann Henselmanns in Bezug auf stadträumliche und gesellschaftliche Umbrüche beleuchten. Am Beispiel der Planung und Gestaltung von Grünräumen im geteilten Berlin erläutert Matthias Grünzig den Einzug ökologischer Kriterien in die Stadtplanung.
Der 2. Teil „Stadt der Transformation“ beginnt mit der Vorstellung des Projekts „Obsolete Stadt“ durch Prof. Stefan Rettich, in dem gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Wirkung auf städtische Flächennutzungen untersucht werden. Als zweite programmatische Perspektive ergänzend zum Blick auf die materiellen Ressourcen - Urbs - werden von Prof. Dagmar Pelger die Herausforderungen an das Gemeinwesen Stadt – civitas – beleuchtet. Prof. Florian Hertweck stellt abschließend das Konzept The Great Repair und Projekte dazu für eine sozialökologische Raumproduktion vor.
Der 3. Teil „Stadt der Zukunft“ widmet sich der planerischen und Forschungspraxis in Deutschland und darüber hinaus. Regula Lüscher spricht darüber, wie wichtig Prozesse sind, um Stadt anders zu machen. Judith Nurmann von den Architects for future erläutert deren Vision Stadt 2050, Wege dahin und Hindernisse auf diesen Wegen. Yasser Almaamoun spricht über die Ziele und Projekte der Plattform Nachwuchsarchitekten. Abschließend werden aktuelle Berliner Projekte des AIV und seiner Partner:innen vorgestellt: „Berlin und seine Straßen“ und Schinkelwettbewerb „über:morgen“.
Programm
Moderation: Florentine Anders und Stefan Thimmel, beide Vorstand der HHS
11-12 Uhr 1. Teil Auftakt
Katrin Lompscher (Vorsitzende der HHS): Urbane Transformationen: Sichtweise und Erwartungen der HHS
Clemens Helmke (Bauhaus-Universität Weimar, Mitglied des Beirats der HHS): Hermann Henselmann: Architekt in gesellschaftlichen Umbrüchen
Matthias Grünzig, Mitglied des Beirats der HHS: Vorreiter der klimaresilienten Stadt - ökologische Ansätze in der Planung in Ost- und West-Berlin
Pause 30 min
12.30-14 Uhr 2. Teil Die Stadt der Transformation
Prof. Stefan Rettich (Universität Kassel): Die obsolete Stadt – erkennbare und erwartbare stadträumliche Veränderungen
Prof. Dagmar Pelger (Universität der Künste Berlin): Stadt als Gemeinwesen – Neue Räume, Kooperationen und Planungsweisen
Prof. Florian Hertweck (Universität Luxemburg): The Great repair – Politiken der Reparaturgesellschaft
Debatte
Pause 60 min
15-16 Uhr 3. Teil Die Stadt der Zukunft
Regula Lüscher (Winterthur): Anders Stadt machen – auf den Prozess kommt es an
Judith Nurmann (Architects for future, Hamburg): Die Stadt 2050 – Wünsche, Forderungen, Kämpfe
Yasser Almaamoun (Plattform Nachwuchsarchitekten, Berlin): Architektur der Zukunft – wie junge Architekt:innen planen
Pause 30 min
16.30-17.30 Uhr 3. Teil Fortsetzung
Christina Gräwe (Kuratorin „Berlin und seine Straßen“): Berlin und seine Straßen – Weg von der autogerechten Stadt
Yvonne Paul (Vorsitzende des Schinkel-Ausschusses beim Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V.): Anregungen aus dem Schinkelwettbewerb 2024 „über:morgen“
17.30 Uhr Debatte, Ausblick / Abschlussdiskussion
Moderation: Katrin Lompscher
Get together
Während der Veranstaltung stehen Getränke und Essen bereit.
Die Kosten für die Teilnahme betragen 10€, ermäßigt 7€ und werden am Tag der Veranstaltung beim Einlass erhoben.
Die Veranstaltung ist eine Kooperationsveranstaltung von Hermann-Henselmann-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des Kommunalpolitischen Forums und Helle Panke e.V.
Beteiligte:
Clemens Helmke ist Architekt und gründete nach seinem Studium in Weimar und Berlin 2004 Künstlergruppe Monobloque, die an der Schnittstelle zwischen Architektur, Grafik, Objekt und Fotografie arbeitet, und die mit mehreren europäischen Projekt-, und Artist-in-Residence Stipendien ausgezeichnet wurde. Er forscht unter anderem zu Werk und Leben von Hermann Henselmann.
Matthias Grünzig ist Journalist, Bauforscher und Buchautor. Er schrieb u.a. das Buch «Der Fernsehturm und sein Freiraum. Geschichte und Gegenwart im Zentrum Berlins». Er engagiert sich in der Initiative Offene Mitte für eine moderne, sozial-ökologische Weiterentwicklung der Berliner Mitte und hat an zahlreichen Partizipationsverfahren aktiv mitgewirkt.
Stefan Rettich ist Architekt, Kurator und Professor für Städtebau an der Universität Kassel. Er beschäftigt sich in dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Obsolete Stadt“ seit 2020 mit dem Potenzial zukünftig „ungebrauchter“ städtischer Flächen. Schwerpunkte seiner Arbeit bilden Grundfragen von Raum und Politik, die Verkehrswende im urbanen wie im ländlichen Raum sowie Strategien der nachhaltigen Stadt- und Innenentwicklung.
Dagmar Pelger ist promovierte Architektin und lehrte zuletzt als Gastdozentin für Städtebau in Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Spatial Commons als urbane Raumsysteme des Gemeinschaffens, Modelle kooperativer Planungsweisen zwischen Kommune und Zivilgesellschaft sowie Kartierungen in interdisziplinärer und partizipativer Arbeitsweise. Sie ist Teil von coopdisco in Berlin, einer Architektur- und Planungskooperative für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung.
Florian Hertweck ist Architekt und lehrt an der Universität Luxemburg. Seine Lehre und Forschung befassen sich mit der sozial-ökologischen Transformation von urbanen und suburbanen Räumen. Er co-kuratierte die Ausstellung The Great Repair in der Akademie der Künste Berlin. Er ist Mitautor vieler urbaner Projekte und Herausgeber von zahlreichen Veröffentlichungen zur sozial-ökologischen Raumproduktion.
Regula Lüscher ist Architektin, Senatsbaudirektorin von Berlin von 2007 bis 2021 und Honorarprofessorin an der Universität der Künste Berlin. Seit 2022 betreibt sie als Expertin für Architektur, Stadtplanung, Management und Frauenförderung wieder ein eigenes, international tätiges Büro stadtmacherin. Sie ist regelmäßig Mitglied in Preisgerichten unterstützt die Konzeption und Moderation von komplexen Planungs-, Bau- und Partizipationsverfahren.
Judith Nurmann ist Stadtplanerin in Hamburg. Bei den architects for future, gegründet 2019, engagiert sie sich als bodenpolitische Sprecherin. Die architects for future haben 2023 Forderungen für eine ganzheitliche Bauwende formuliert, die wesentliche Probleme im Gebäudebereich und Handlungsräume für eine nachhaltig gebaute Umwelt aufzeigen. Sie sehen darin auch die Chance, eine neue Baukultur zu etablieren und die Branche sozial umzustrukturieren.
Yasser Almaamoun ist Architekt in Berlin und kam 2015 aus Damaskus. Er engagiert sich für die Plattform Nachwuchsarchitekten, ein informelles Netzwerk rund um Architektur und Stadt. Die Plattform bietet Unterstützung und Raum für eine nachwachsende Generation kreativ und interdisziplinär denkender Planer. Seit 2006 veranstaltet sie den Wettbewerb „Stadt im Wandel – Stadt der Ideen“, in diesem Jahr zum Thema Biodiversität in der Architektur.
Yvonne Paul ist Architektin bei der Berliner Feuerwehr und seit 2024 Vorsitzende des Schinkel-Ausschusses beim Architekten- und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg. Der AIV-Schinkel-Wettbewerb hat eine lange Tradition und wurde erstmalig 1852 unter den Vereinsmitgliedern ausgeschrieben. Der Schinkelpreis wird für hervorragende technisch-wissenschaftliche Leistungen im Bauwesen vergeben und zielt auf die Förderung des planerisch kreativen Nachwuchses unter 35 Jahre ab.
Katrin Lompscher hat Städtebau in Weimar studiert. Sie war zunächst wissenschaftlich tätig und hat im Anschluss in verschiedenen stadtpolitischen Funktionen gearbeitet. Von 2016 bis 2020 war sie Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen des Landes Berlin und ist seit 2023 Vorsitzende der Hermann-Henselmann-Stiftung.
Stefan Thimmel ist Architekt und Journalist. Seit 2011 arbeitet er für die Rosa-Luxemburg-Stiftung, seit 2017 als verantwortlicher Referent für Mieten-, Wohnungs- und Stadtpolitik. Als Vertreter der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist er im Vorstand der Hermann-Henselmann-Stiftung tätig.
Florentine Anders ist Journalistin und als Vertreterin der Familie Henselmann Mitglied im Vorstand der Herman-Henselmann-Stiftung.
Dieter Feseke arbeitet seit Ende der 80er Jahre als Grafiker in Berlin, 2004 gründete er das Büro umbra+dor – visuelle kommunikation. Seine Werke wurden unter anderem in Carcassone, Oslo, Zürich, Kyoto und Providence (USA) ausgestellt. Seit 2017 arbeitet er mit der Hermann-Henselmann-Stiftung an der Gestaltung von Ausstellungen und Publikationen zusammen.
Mihály Foki hat historische Urbanistik in Berlin studiert und beschäftigt sich mit der Geschichte des Sozialismus und was wir heute daraus lernen können. Er unterstützt die Organisation des Henselmann-Kolloquiums 2024.