Politik im Gespräch
Louis Althussers 1970 erschienener Aufsatz »Ideologie und ideologische Staatsapparate« (ISA) gehört zum Kanon marxistischer Staatstheorie. Im Zentrum des Klassikers steht das Subjekt, das durch die Praxen der ideologischen und repressiven Staatsapparate »angerufen« wird. Im Zuge der internationalen Renaissance des Philosophen wird auch das rechtstheoretische Potenzial seiner Theorie wieder diskutiert. Insbesondere das Manuskript »Über die Reproduktion«, dem der ISA-Aufsatz entnommen wurde, zeigt Althussers intensive Auseinandersetzung mit der Kategorie des Rechts. Zugleich werfen seine Überlegungen aus dem Manuskript auch die Frage auf, weshalb er diese Auseinandersetzung in ISA nicht weiterführte. Der Sammelband Recht – Staat – Kritik 2. Rechtskritik mit Louis Althusser[1] (Bertz + Fischer, 2024) leuchtet seine Rechtskonzeption aus und zeigt ihre Impulse für eine materialistische Rechtstheorie auf, die ökonomistischen Verkürzungen entgehen und sich in den Kontext einer breiteren Gesellschaftskritik stellen möchte.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion möchten wir ausgewählte Thesen und Kontroversen, die Gegenstand des Sammelbandes sind, vorstellen und diskutieren. Dabei werden wir uns auch gleichsam rückblickend um die Herstellung von Bezügen zu weiteren Vertreter*innen marxistischer Rechtstheorie bemühen, mit denen sich die AG Rechtskritik in den zehn Jahren ihres Bestehens befasst hat (vgl. auch Recht – Staat – Kritik 1. Rechts- und Staatskritik nach Marx und Paschukanis[2], Bertz + Fischer, 2017). Durch die Konfrontation mit einzelnen Thesen von etwa Eugen Paschukanis, den Autor*innen der Staatsableitungsdebatte oder auch Michel Foucault wollen wir in einer gemeinsamen Diskussion den Beitrag Althussers zur marxistischen Rechtstheorie erörtern.
Die Mitwirkenden (drei Jurst*innen und ein Philosoph/Historiker) sind Teil der AG Rechtskritik, die sich 2009 gegründet hat. Seit ca. 2018 hat die AG Rechtskritik ihre Arbeit eingestellt. Der Tagungsband ist das letzte Resultat der gemeinsamen Arbeit.