Politik und Kultur
Ernst Busch diesmal nicht als Schauspieler, sondern als idealer Interpret von sieben Liedern und Gesängen, deren Texte Kästner für die Tobis-Filmproduktion schrieb, vertont vom Schreker-Schüler Karol Rathaus, einem bis 1933 mehrfach beim deutschen frühen Tonfilm beschäftigten Komponisten. Interessant: Für Regisseur Granowskys wenige Monate zuvor entstandenen Experimentalstreifen Das Lied vom Leben hatte Busch bereits aus dem Off zwei Eisler-Songs interpretiert. Weiter interessant: Weder Kästner noch Busch nahmen die hier exklusiv zu hörenden Lieder später in ihre Werke auf, Kästner die Texte nicht in seine Gedichtbände, Busch die Liedaufnahmen nicht in seine Kästner-Mappen der aurora-Produktion.
Jetzt aber los mit Buschs Filmentree von 1931: „Meine Damen, meine Herr’n / Was sich hier dreht, das ist ein Stern. / Dieser Stern heißt Erde. / Diese Erde ist groß. / Doch seh’n Sie hier den kleinen Punkt / den keiner kennt? / Er heißt Ostend…“
13 fehlgeleitete Koffer samt Hotelreservierung wecken eine deutsche Kleinstadt plötzlich aus ihrem Dornröschenschlaf. Sollte etwa ein Millionär sich für Ostend interessieren? Freuen Sie sich auf die köstliche sozialkritische Komödie, aus der Busch Sie am Ende mit zwei Kästner-Zeilen entlassen wird: Mit 13 Koffern kommt man nicht zum Ziel. / Was Ihr geseh’n war nur ein Märchen, nur ein Spiel.
Einführung: Dr. Jürgen Schebera
Moderation: Dr. Carola Schramm
"Die Koffer des Herrn O. F.", Deutschland 1931, Regie: Alexis Granowsky , Hauptdarsteller: Peter Lorre, Harald Paulsen, Liedtexte: Erich Kästner, Musik: Karol Rathaus
Eine gemeinsame Veranstaltung von Ernst Busch - Gesellschaft e. V. [1]und „Helle Panke“ e. V. – Rosa Luxemburg-Stiftung Berlin.