Seminar
"Ohne Fleiß kein Preis" - dieser Spruch verkörpert die herrschende Leistungsideologie unserer Gesellschaft. Er suggeriert nicht nur, dass Erfolg und Wohlstand direkte Folgen harter Arbeit sind, sondern auch, dass es jeder schaffen könne, wenn er sich anstrengt. Dem zugrunde liegt die stillschweigende Annahme, dass es die eigene Arbeit ist, die Eigentum begründet. Marx stellte das radikal in Frage. Er behauptete, Privateigentum existiere nur, weil es der Mehrheit vorenthalten bliebe. Paradoxerweise könnten erst durch seine Aufhebung alle zu Eigentümern werden.
Wie sieht der strukturelle Zusammenhang zwischen Arbeit und Eigentum genau aus und wenn es gar nicht so eindeutig ist, dass Arbeit Eigentum begründen würde - woher rührt dann dieser Schein? Das Eintiegsseminar soll Genese und Ideologie des Eigentums verständlich machen; Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Referentin: Sabine Nuss ist Politologin und Publizistin. Nach ihrer Ausbildung zur Redakteurin an der Axel Springer Journalistenschule Hamburg studierte sie Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und promovierte über Eigentum im digitalen Kapitalismus. Sie ist Herausgeberin und Autorin verschiedener Bücher zu den Themen Ideologie, Genese und Praxis des Privateigentums, Naturverhältnisse sowie Digitalisierung im Kapitalismus. Sie war Leiterin der Politischen Kommunikation bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, und bis April 2023 war sie Geschäftsführerin des Karl Dietz Verlags. Heute lebt sie als freie Autorin, Publizistin, Moderatorin und Podcast-Host in Berlin.