Junge Panke
Tausende von Toten fordert der unerklärte Krieg gegen Flüchtlinge und Migrant_innen Jahr für Jahr, an den europäischen Außengrenzen, den Grenzen zwischen den USA und Mexiko, und in Lagern und Abschiebeknästen. Obgleich es nicht gelingt, die Mobilität dieser Menschen zu stoppen, werden Millionen international mobile Arbeiter_innen durch diese Politiken illegalisiert und entrechtet Zur gleichen Zeit verschärfen sich auch im Inneren der Einwanderungsländer die Grenzkonflikte. Was oft zuerst an Flüchtlingen und Migrant_innen ausprobiert wurde, betrifft immer größere Kreise der Bevölkerung: Überwachung und biometrische Datenbanken werden ausgebaut, soziale und politische Rechte werden abgebaut, Lebens- und Arbeitsbedingungen der meisten Menschen werden prekärer. Repressives "Migrationsmanagement" ist fester Teil neoliberaler Staatlichkeit.
Seit Jahren leisten linke, antirassistische und migrantische Bewegungen Widerstand gegen diese Entwicklungen. Parolen wie "No Border! No Nation! Stop Deporation!" fordern die Abschaffung aller nationalstaatlichen Schranken und globale Bewegungsfreiheit. Was genau damit gemeint ist, bleibt dabei oft erstaunlich unklar. Wie ist es etwa möglich, die Abschaffung von Migrationskontrollen und globale Bewegungsfreiheit zu fordern, ohne gleichzeitig den allgemeinen Zwang zu ständiger Flexibilität und Mobilität zu unterstützen? Geht es nicht auch um die reale Möglichkeit zu bleiben?
Im Seminar möchten wir uns zunächst ein gemeinsames Verständnis von Migrationskontrollpolitiken erarbeiten: Warum gibt es sie überhaupt und seit wann? Und wie hängen Migrationskontrollen mit Kapitalismus, Staat und Rassismus zusammen? Im zweiten Schritt geht es um die aktuelle Situation: Wie haben sich Migrationskontrollen in den letzten 20 Jahren verändert? Was hat die "Festung Europa" mit neoliberalem Sozialabbau und veränderten Geschlechterverhältnissen zu tun? Welche Elemente hat sie? Schließlich geht es um Kritik: Wie lassen sich Migrationskontrollen nicht-verkürzt und grundsätzlich kritisieren? Was bedeuten die unterschiedlichen Forderungen nach "No Borders", nach "offenen Grenzen" oder einem "Recht auf Mobilität" eigentlich genau? Wie werden sie begründet? Und was folgt daraus für linke Politik?
Mit Hilfe von Referaten, Filmen, politischen und wissenschaftlichen Texten, Diskussionen und kleinen Arbeitsgruppen werden wir uns diesen Fragen im Seminar gemeinsam nähern. Das Seminar richtet sich damit an Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Vorkenntnisse. Vorausetzung ist nur Interesse am Thema und Lust am gemeinsamen lernen und diskutieren.
mit Martina Benz und Fabian Georgi (reflect!)
Seminar im Rahmen des JugendbildungsNetzwerkes bei der RLS
reflect!