Reihe Politik aktuell
Verwundert und überrascht reagiert der Westen auf den gegenwärtigen Wandel im arabischen Raum. Jahrelang unterstützte er z.B. die Regime in Ägypten und Tunesien. Ignoriert wurde, dass diese jahrelang ihre Völker unterdrückten, Ungerechtigkeit, Armut und Korruption herrschten.
Die gegenwärtigen Ereignisse sind der Beweis, dass der Wille zur Freiheit und der Wunsch, selbst über die Zukunft zu bestimmen, nicht unterdrückt werden konnte. Eine junge Generation erhebt voller Selbstbewußtsein Anspruch auf zivilisatorische Errungenschaften und versucht, einen Weg aus der Unmündigkeit zu finden.
Dr. Atef Botros (Universität Marburg) und Prof. em. für Internationale Politik und Friedensforschung Werner Ruf (Kassel) stellen ihre Überlegungen zu den Transformationsprozessen in den arabischen Ländern zur Diskussion. Kurzfristig konnte die Veranstaltung ergänzt werden um die Teilnahme von Mokhtar Yahyaoui. Der einst als Dissident geltende Richter ist derzeit Mitglied der Hohen Kommission in Tunesien und somit aktiv an der Gestaltung der Zivilgesellschaft in Tunesien beteiligt.
Gemeinsame Veranstaltung mit dem Verein Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought
Referenten:
Dr. Atef Botros (Phillipps Universität Marburg, Center for Middle Eastern Studies, Arabic Studies Department) - Germanistikstudium in Düsseldorf, Promotion zur arabischen Kafka-Rezeption. Derzeitiger Schwerpunkt innerhalb der Marburger Arabistik ist moderne arabische Literatur und Ideengeschichte; aktuelle Forschungsschwerpunkte u.a.: "Umbruch, Revolution und Wandel in der arabischen Welt", sowie "Sakralität, Säkularität und Gewalt im arabischen Raum".
Prof. em. Werner Ruf (Institut für Internationale Politik und Friedensforschung, Kassel) - Studienaufenthalt in Tunis bereits in den 60iger Jahren; Dissertation zu "Der Burgibismus und die Außenpolitik des unabhängigen Tunesien". Zuletzt Professor für Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen und Außenpolitik; seit seinem Ruhestand Berater u.a. der europäischen Außenpolitik zu Fragen der zivilen Alternativen in der Außen- und Sicherheitspolitik. Reise nach Tunesien im Frühjahr 2011.
Richter Mokhtar Yahyaoui (Mitglied der Hohen Kommission, Tunis) - galt nach kritischem offenen Brief über das Justizsystem Tunesiens als Dissident; wurde in der Folge vom Dienst suspendiert. Sein Neffe Zuhair Yahyaoui, bekannt als erster tunesischer cyber-Dissident, verbreitete den offenen Brief auf seinem Blog 'Tunezine'. Mokhtar Yahyaoui ist als Mitglied der Hohen Kommission beteiligt an der Vorbereitung der ersten freien Wahlen in Tunesien.
Moderation: Hikmat Bushnaq (Ibn Rushd Fund for Freedom of Thought)