Europa von Links
Nicht mehr (nur) feindliche Armeen stehen im Fokus westlicher Militärstrategien, sondern als "gefährlich", "überschüssig" oder "verletzlich" eingestufte Bevölkerungsgruppen. Satelliten sollen heute nicht mehr nur Truppenbewegungen erfassen, sondern auch Fischer von Piraten, Flüchtlinge von "Wirtschaftsmigranten" und Terroristen vom Rest der Bevölkerung unterscheiden können. "Sicherheitsbehörden" vom Militär bis hin zu humanitären Organisationen sollen multilateral flexibel miteinander vernetzt werden, zu einem gemeinsamen Lagebild beitragen und so einem gemeinsamen Sicherheitsparadigma unterworfen werden. Als Motor dieser Vernetzung hat sich in den vergangenen Jahren der "Kampf gegen die illegale Migration" herauskristallisiert, wie er u. a. von der europäischen Grenzschutzagentur FRONTEX organisiert wird. Auch die Katastrophenhilfe wird immer enger in die westliche Kriegsführung eingebunden. Diese Ausweitung der Kampfzone soll anhand der Militäreinsätze und der humanitären Hilfe zwischen Libyen und Lampedusa sowie zwischen Somalia und Jemen dargestellt werden.
Referent: Christoph Marischka (Informationsstelle Militarisierung, Tübingen)
Moderation: Janeta Mileva