Berlin von unten
Im Rahmen eines künstlerischen Forschungsprojekts über Kunst im urbanen Raum in Pankow der Künstlerinnengruppe 'x-embassy' entsteht der Filmabend ZICKZACK I:
In der offiziellen 'Erfolgsgeschichte' der Wiedervereinigung, sowie den aktuellen Debatten um die weiterhin bestehenden Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschland werden die Wahrnehmungen von Zugewanderten und ihren nachfolgenden Generationen tendenziell marginalisiert; ihre Berichte und Erfahrungen von den Ereignissen während und nach 1989 wurden (damals auf beiden Seiten der Mauer) und werden noch immer weitgehend ausgeklammert. Ebenfalls oft ausgespart wird die rassistische Gewalt gegen Black Poeple und People of Color auch im Berliner Raum in den frühen 1990 Jahren, wirft sie doch einen Schatten auf die Feierlichkeiten.
Die Filme dieses Abends, 'Bruderland ist abgebrannt' (Angelika Nguyen, 1991, deutsch mit englischen Untertiteln, 28 Minuten) und 'ROAN' (Thuy Trang Nguyen, 2019, Vietnamesisch m. englischen Untertiteln, 12 Minuten) überbrücken zwei Generationen und erzählen zwei verschiedene Perspektiven aus der vietnamesischen Diaspora in Deutschland. Sie haben ihren Ursprung in der vietnamesischen und der deutschen Geschichte des bewegten 20. Jahrhunderts.
„Bruderland ist abgebrannt' wurde in der besonderen instabilen Situation des Jahres 1991 und während jener gewissen Pogromstimmung auch in Berlins Straßen gedreht. Er ist eine Momentaufnahme der damaligen Lage von in der DDR verschieden sozialisierten Vietnames*innen in Ostberlin und eines der seltenen Zeitdokumente, welche Alltagsrassismus und strukturelle Ausgrenzung aufmerksam beobachten. Ein Film über rechtliche und soziale Unsicherheit, über Ankommen oder auch über Abschied auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld.
Thuy Trang Nguyens neuer Kurzfilm 'ROAN' (2019/12min) widmet sich der privaten Beziehung zwischen einer vietnamesischen Großmutter, die 1985 mit ihrer Familie als Geflüchtete aus Südvietnam in West Berlin aufgenommen wurde, und ihrer Enkeltochter, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Mit zärtlichen Bildern des Alltags überbrückt Thuy Trang Nguyen große Brüche: zwischen zwei Orten und zwei Sprachen, zwischen dem Wechsel politischer Systeme und dem Einfluss des Wandels auf das Sagbare und Nichtsagbare zwischen Generationen.
Nach den Screenings folgt eine Diskussion mit den Filmemacherinnen Tuy Trang Nguyen und Mai Phuong Kollath.
Moderation: Kollektiv x-embassy
Eine Veranstaltung in Kooperation mit x-embassy und der Rosa Luxemburg Stiftung.