Literatur und Gesellschaft
1901 lernt Erich Mühsam in Berlin den Dichter- und Anarchistenkreis um die Neue Gemeinschaft kennen. Die Gruppe von künstlerischen und politischen Außenseitern, Bohèmiens und sozialen Rebellinnen hatte ein Jahr zuvor gerade ihren lebensreformerisch geprägten Treffpunkt in Berlin Schlachtensee gegründet. Viele der Beteiligten waren schon zuvor miteinander in Kontakt getreten und unterhielten künstlerische und politische Arbeitsbeziehungen zueinander, deren Kulminationspunkt sich wiederum seit den 1880er Jahren am östlichen Ende der Stadt befand und unter dem Namen des Friedrichshagener Dichterkreis firmierte. Neben den Gründungsmitgliedern des Friedrichshagener Dichterkreises, den Gebrüdern Hart, gehörte Gustav Landauer ebenso zum Wirkungskreis der Friedrichshagener und der Neuen Gemeinschaft wie Bruno Wille, Wilhelm Bölsche, Martin Buber, Else Lasker-Schüler, Paul Scheerbart, Max Reinhardt oder Peter Hille. Berührungspunkte gab es auch zu dem in Berlin weilenden August Strindberg, zu Lou Andreas Salomé und Edvard Munch.
Fast zwanzig Jahre später sollten eine ganze Reihe dieser Berliner Anarchisten, Schriftsteller und Sozialistinnen eine tragende Rolle während des Versuchs des Aufbaus rätesozialistischer Strukturen in Deutschland und insbesondere in München spielen. Der Abend im BAIZ widmet sich den weniger bekannten Anfangsjahren der deutschen künstlerisch-anarchistischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Anschluss an die Vorträge und die gemeinsame Diskussion wird der Film Rotmord gezeigt, ein Fernsehfilm von Peter Zadek nach einem Theaterstück von Tankred Dorst (Toller), das der Münchner Räterepublik gewidmet ist.
Referentinnen: Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann und Dr. Rolf Kauffeldt
Moderation: Dr. des. Birgit Ziener
Eine Abend von Helle Panke in Kooperation mit der Berliner Gustav Landauer Denkmalinitiative.