Freitag, 7. Oktober 2011, 15:00 bis Sonntag, 9. Oktober 2011, 15:00, Helle Panke, Kopenhagener Str. 9, 10437 Berlin

Von den Hippies zum Techno-Underground?

Protestkulturen linksaffiner Mittelschichtenmilieus von 1968 bis heute

Junge Panke

"Das Private ist politisch!" - Mit dieser Parole durchbrachen die Protestebewegungen der 1960er Jahre die klassische bürgerliche Trennung zwischen Alltagskultur und Politik. Die Neue Linke war Teil eines gegenkulturellen Kosmos', zu dem an prominenter Stelle die Hippies gehörten. Der Versuch, nicht nur Protestformen und kritische Gesellschaftsanalysen zu entwickeln, sondern auch alternative Lebensformen und Öffentlichkeiten, ist für die Neuen sozialen Bewegungen seither charakteristisch geblieben – die dabei auftretenden Schwierigkeiten und Widersprüche ebenfalls.

Das zeigt sich in Berlin gegenwärtig besonders im Schnittfeld von hedonistisch-queeren Techno-Szenen und (post-)autonom geprägtem Widerstand gegen Gentrifizierungsprozesse: Herrschende Identitätskonstrukte und (Geschlechter-)Normen sollen aufgebrochen und in der Aneignung urbaner Räume utopische Atmosphären geschaffen werden. Oder geht es doch 'nur' um den Protest gegen (selbst mit angestoßene) Mietsteigerungen und die Verteidigung angesagter Clubs mit rigorosen Türstehern?

Anhand eines Vergleichs dieser aktuellen Protestkulturen mit der 68er-Revolte wollen wir folgende Fragen diskutieren: Wo liegen Kontinuitäten und Brüche im Verhältnis von Gegenkultur und linker Politik seit Beginn der Krise des Fordismus? Wie werden Subjektivität und politische Öffentlichkeit aufeinander bezogen? Welche sozialen Ein- und Ausschlussmechanismen werden dabei produziert? Worin liegen Gefahren einer Kulturalisierung sozialer Bewegungen? Wie lässt sich ihnen begegnen? Und was hat das alles mit dem Aufstieg und der aktuellen Krise des Neoliberalismus zu tun?

Zur Bearbeitung dieser Fragen bietet der Workshop eine Einführung in Ansätze der Bewegungsforschung und der britischen (Sub-)Cultural Studies. Zudem werden Kenntnisse über die Hippiekultur der 1960er Jahre und über die linksaffinen, hedonistischen Mittelschichtenmilieus im heutigen Berlin vermittelt. Wir arbeiten mit Anschauungsmaterialien wie Musik- und Filmausschnitten, sowie auf der Grundlage eines Readers, der im Vorfeld an alle Teilnehmenden verschickt wird. (Bitte meldet euch deshalb möglichst frühzeitig an!)

Das Seminar richtet sich in erster Linie an junge Erwachsene mit Interesse an Politik, Kultur und Gesellschaftstheorie, aber auch ältere Teilnehmende sind willkommen. Lust an der Beschäftigung mit soziologischen und politikwissenschaftlichen Fragen sowie an Lektüre sind von Vorteil.

Mit Max Lill

Max Lill studierte bis 2010 Politikwissenschaften und Geographie auf Lehramt an der Freien Universität Berlin. Seine in Kürze beim "Archiv der Jugendkulturen" erscheinende Abschlussarbeit schrieb er über die Bedeutung der Rockmusik in den Protestkulturen der 1960er Jahre. Zurzeit bereitet er eine Promotion vor und arbeitet als Redaktionsmitarbeiter bei der Mitgliederzeitschrift der GEW Hamburg "hlz" sowie als freier Autor. Er ist Mitglied von "reflect! – Assoziation für politische Bildung und Gesellschaftsforschung" und war für verschiedene Träger in der politischen Jugendarbeit (u.a. im Rahmen von attac) tätig.

Eine Kooperationsveranstaltung mit reflect! e.V. im Rahmen des Jugendbildungsnetzwerks bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Hinweis: am Freitag, 7.10., findet das Seminar in der Kopenhagener Str. 76 statt, an den anderen beiden Tagen in der Kopenhagener Str. 9.

Kosten: 10 Euro (inkl. Mittagessen)

Wo?

Helle Panke
Kopenhagener Str. 9
10437 Berlin