Politik und Kultur
Zu einer "Kulturdebatte" kommen am 17. April 2019 die Autoren zweier Bücher zusammen, in denen das Wechselverhältnis von Kultur- und Politikgeschichte ein zentrales Thema ist. Kaum ein Jahrhundert war für die Künste so konfliktreich wie das zwanzigste. Im Kalten Krieg waren sie Austragungsort und symbolischer Schauplatz für politische Machtansprüche und gesellschaftliche Auseinandersetzungen, waren Instrumente großer Stellungskriege um die "richtige" Gesellschaftsform und die Vorstellungen vom Verhältnis zwischen Gemeinschaft und Individuum. Protagonisten waren die Künstler, die innerhalb der gegebenen kulturellen und politischen Rahmenbedingungen nicht nur nach einem Platz suchten, sondern ihre kreative Subjektivität und die Autonomie ihrer künstlerischen Arbeit verteidigen mussten. Zwei der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten aus den gegensätzlichen Systemen waren der "Erfinder" der Konzeptkunst und Verweigerer aller Stereotypen, Joseph Beuys, und der Leipziger Historienmaler Bernhard Heisig, der gern als Vorzeigekünstler für sozialistische Kunst beschrieben wurde, als Künstler wie Rektor jedoch entschieden für die Freiheit der Kunst eintrat und dabei nicht nur in fundamentalen Konflikt mit den Funktionären der DDR, sondern auch mit dem Kunstbetrieb der Bundesrepublik geriet. Beuys und Heisig trafen sich einmal persönlich und wussten dabei um die Bedeutung des anderen. Über die Kunst haben sie, soweit bekannt, bei ihrem Treffen nicht debattiert, aber ihre Begegnung war von Respekt und Interesse geprägt.
Zwei Autoren wollen nun retrospektiv über den Freiheitsbegriff im Kunstbetrieb der geteilten Staaten, über seine Funktionalisierung durch das jeweilige Establishment einerseits und seine kritische Aneignung durch die Künstler andererseits debattieren. Was verstanden Beuys und Heisig unter Freiheit – und wie zeigt sich das in ihrem Werk? Inwieweit sind Sie von ihrem Lebensumfeld in der DDR und in der Bundesrepublik geprägt? Welche Selbstbilder hatten Sie als Künstler, und welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zeichnen sich dabei ab?
Prof. Wolfgang Ruppert ist Professor für Kultur- und Politikgeschichte an der Universität der Künste Berlin. Im Dezember 2018 erschien sein Buch "Künstler! Kreativität zwischen Mythos, Habitus und Profession",
Kristina Volke ist Kunst- und Kulturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Kuratorin und stellvertretende Leiterin in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages und veröffentlichte im Herbst 2018 im Ch. Links-Verlag das Buch „Heisig malt Schmidt. Eine deutsche Geschichte über Kunst und Politik.“
Moderation: Prof. Dietrich Mühlberg
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der KulturInitiative'89