Konferenz
Der Begriff der Klasse hat eine lange und dramatische Geschichte. Sie beginnt mit der Herausbilung der Idee und des Begriffs der Klasse im Singular, verbunden mit revolutionären Hoffnungen und Ansprüchen, und die Geschichte endet scheinbar, nach einer Reihe von Kritiken und Verschiebungen, Erweiterungen und Ersetzungen des Klassenbegriffs, mit dem totalen Verlust dieser Ansprüche und Hoffnungen. Auch der Begriff der Klasse schien damit erledigt. Doch spätestens seit dem offenen Ausbruch der Finanzkrise 2008, der Rückkehr des Politischen in Gestalt weltweiter Massenproteste seit 2011 und dem Ende des Endes der Geschichte ist auch der Begriff der Klasse zurückgekehrt. Allerdings stellt sich die Klasse nach ihrer langen und wechselvollen Geschichte recht uneinheitlich dar: Es gibt Reformulierungen, Ausweitungen und Verschiebungen (Multitude, Subalterne, Ausgeschlossene etc.), es gibt, vor allem von feministischer, anarchistischer und postkolonialer Seite, eine anhaltende Kritik, es gibt aber auch eine erneute Selbstverständigung über den klassischen Klassenbegriff. Wie immer die Rückkehr indes auch ausfällt der Begriff der Klasse führt letztlich zurück zu Marx. Allerdings fällt auch bei Marx selbst der Begriff unterschiedlich aus, im Manifest der Kommunistischen Partei anders als in der Schrift Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte, und in den Philosophischen Manuskripten anders als im Kapital. Die 7. Marx-Herbstschule wird sich in den AGs auf die zentralen Passagen des Kapitals konzentrieren und den Klassenbegriff entlang ausgewählter Passagen aus allen drei Bänden diskutieren. Das Rahmenprogramm wird dagegen zum einen den historischen Kontext der Entstehung des Klassenbegriffs betrachten und zum anderen die Auswirkungen des Klassenbegriffs und die Kritik an ihm verfolgen.
Am Freitagabend wird Christian Frings mit einem Vortrag zur Herausbildung der Idee und des Begriffs der Klasse in das Thema der Herbstschule einführen, am Samstagabend wird Dipesh Chakrabarty den Umgang der Postcolonial Studies mit dem Klassenbegriff vorstellen, und am Sonntag knüpft Ceren Türkmen daran an mit der Frage nach der Klasse im Postfordismus.
PROGRAMM
Freitag, 24.10.2014
16.30 Uhr: Anmeldung
17-19 Uhr: Begrüßung und Einführung
Christian Frings: Wie Klasse gefährlich wurde begriffs- und sozialgeschichtliche Voraussetzungen von Marx
Renate Mohl: Zum Begriff Klasse im Kapital und dem Verhältnis von Theorie und Geschichte (Vorstellung der Textauswahl des Readers)
19-19.30 Uhr: Pause
19.30-21 Uhr: Start der Arbeitsgruppen
Samstag, 25.10.2014
10-12.15 Uhr: Fortsetzung der Arbeitsgruppen
12.15-13 Uhr: Gemeinsames Plenum
13-14 Uhr: Mittagessen
14-17.30 Uhr: Fortsetzung der Arbeitsgruppen
19 Uhr: Abendveranstaltung
Rethinking Workingclass. Postcolonial Perspectives on the historie of class
Mit Prof. Dipesh Chakrabarty (University of Chicago)
Eintritt: 2,00 Euro / ermäßigt 1,00 Euro
Ort: Münzenbergsaal, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring Platz 1, Berlin
im Anschluss:
7. Marx-Herbstschule goes ZEROIZE
Beginn: 23:59 Uhr
Ort: //: about blank, Markgrafendamm (S Ostkreuz)
Sonntag, 26.10.2014
9-10.30 Uhr: Arbeitsgruppen für Frühaufsteher
10.30-11.00 Uhr Kaffeepause
11-12.30 Uhr: Ceren Türkmen: Zum Klassenbegriff heute
12.30-13 Uhr Abschlussrunde
Die Marx-Herbstschule ist eine Veranstaltung in Kooperation mit Helle Panke e.V. Rosa Luxemburg Stiftung Berlin, der Rosa Luxemburg Stiftung, dem Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition e.V. und der Gruppe TOP B3rlin, die im
umsGanze!-Bündnis organisiert ist.