Rechtsextremismus in Europa
Im Ministerium für Staatssicherheit hatte nicht nur die Auslandsaufklärung der HVA ihre Augen und Ohren in,Westdeutschland. Auch die Stasi-Hauptabteilung XXII beobachtete mit Hilfe von Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) und Kontaktpersonen (KP) politische Vorgänge in der Bundesrepublik. Ein Schwerpunkt war hierbei die rechtsextreme Szene der alten BRD. Dabei gewann der Staatssicherheitsdienst auch Einsicht in die Arbeit des Verfassungsschutzes. Neuere
Forschungen zeigen nun, dass das MfS die rechtsextreme Szene in der Bundesrepublik noch viel stärker unterwandert hatte als bislang bekannt war, um an Informationen zu gelangen.
So gewann die Stasi auch Erkenntnisse über die "Wehrsportgruppe Hoffmann", aus deren Umfeld der Oktoberfestattentäter stammte. Bei diesem, bis heute nicht restlos aufgeklärten, neonazistischen Terrorakt vom 26. September 1980 wurden 13 Menschen getötet und weitere 211 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Daher sind die Stasi-Akten über westdeutsche Neonazis bis heute nicht nur aus zeitgeschichtlicher Perspektive interessant.
Der Journalist und Geheimdienstkritiker Andreas Förster wird in seinem Vortrag die Erkenntnisse und Interessen der Beobachtung westdeutscher Neonazis durch die Stasi vorstellen und einen Ausblick geben, was noch von nicht ausgewerteten Stasi-Akten eventuell zu erwarten ist.
Referent: Andreas Förster (Journalist bei Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau)
Moderation: Dr. Gerd Wiegel
Hier ist der antifra*-Eintrag zu diesem Vortrag. Außerdem der Artikel "Die Stasi und die Neonazis" von Tassilo Oestmann im Blick nach Rechts vom 03.12.2015 zum nachlesen.