Rendezvous
"Berlin gehört uns!" Das konnte August Bebel voller Stolz verkünden, denn über Jahrzehnte hinweg war die Arbeiterbewegung hier in Berlin tatsächlich die größte der Welt. Darum: "Es war unser entschlossener Wille, aus der halben Revolution eine ganze werden zu lassen."
Mit "Das rote Berlin" gibt Axel Weipert Auskunft über das revolutionäre Geschehen vor dem und im November 1918. Schon in der Pariser Kommune von 1871 glaubte Karl Marx den Aufbau der zukünftigen Gesellschaft zu erkennen. Was aber waren die praktischen Erfahrungen mit dem Organisationsprinzip der Räte in Deutschland; und speziell der Berliner Rätebewegung der Jahre 1919 bis 1920, als die Räteidee allein in Berlin hunderttausende Anhänger mobilisieren konnte? In der Arbeiterbewegung dieser Zeit gab es eine reale Alternative jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus.
Zur Bilanz der Bewegung gehört aber auch, nach den Gründen ihres Scheiterns zu fragen: Sind sie in den inneren Widersprüchen wie der unzureichenden internen Koordination zu suchen? Oder liegen die Ursachen in der massiven staatlichen Gewalt, die der Bewegung entgegenschlug? Die Rätebewegung gehört nicht nur zum Kern der deutschen Revolution, sie ist auch ein wichtiger und doch oft vergessener Teil der Demokratiegeschichte Deutschlands.
Referent: Dr. Axel Weipert (geboren 1980, studierte Geschichte und Philosophie, Autor von "Das Rote Berlin. Eine Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung 18301934" und "Die zweite Revolution. Rätebewegung in Berlin 1919/1920")
Moderation: Marlene Vesper