Politik und Kultur Digital
Das Wort Restitution bestimmt zurzeit die kulturpolitischen Diskussionen. Damit ist die Rückerstattung geraubter, unrechtmäßig enteigneter, erpresster oder zwangsverkaufter Kulturgüter an die vorherigen Besitzenden bzw. ihre Nachkommen gemeint. In Deutschland ging es diesbezüglich bisher meist um den Umgang mit NS-Raubkunst.
Seit einiger Zeit wird jedoch vermehrt darauf hingewiesen, dass in deutschen Museen Gegenstände ausgestellt sind, die im Zuge des Kolonialismus u.a. durch gezielte Plünderungen beschafft wurden. Im Zuge der intensiveren Beschäftigung mit der Kolonialzeit werden die Restitutionsforderungen auch hier lauter.
Nun kommt noch eine dritte Restitutionsforderung hinzu: Das "Haus Hohenzollern" fordert auf juristischem Wege Kunstgegenstände und Nutzungsrechte an Preußen-Schlössern ein. In der Diskussion um die Enteignungen der Hohenzollern nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wird sich auch des Vokabulars jüdischer NS-Opfer und der Argumente von (Post-)Kolonialismus-Aktivist*innen bedient.
In dieser Gemengelage vermischen sich ethische Diskussionen um Schuld und Wiedergutmachtung, Entschädigungsforderungen und geschichtspolitische Fragestellungen und Bewertungen.
Eine Stimme aus der Londoner Museumslandschaft ist für diesen Einführungsvortrag in zweifacher Hinsicht interessant: Zum einen wird in Großbritannien seit den Black-Lives-Matter-Protesten ein regelrechter Kulturkampf zu Fragen des Umgangs mit dem Kolonialismus geführt. Zum anderen hilft ein Blick von außen, um die politisch umkämpfte Situation in Deutschland besser einschätzen zu können.
Referent: Dr. Jacques Schuhmacher (Der Historiker ist Rosalinde-und-Arthur Gilbert-Kurator für Provenienzforschung am Victoria & Albert Museum in London).
Moderation: Dr. des. Birgit Ziener
Veranstaltung über Zoom. Nach der Anmeldung erhalten Sie den Link zur Teilnahme.