Erinnerungen an den 2. Weltkrieg in Europa, Ukraine und Russland
Linke und Antifaschst*innen feiern jährlich am 8. Mai die Befreiung vom Faschismus. Im Jahr des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Russland in seiner Kriegspropaganda mit der Entnazifizierung der Ukraine begründet, zeigt sich, dass nicht alle Feierenden das gleiche meinen. Wir wollen uns deshalb in verschiedenen Diskussionen der Geschichtspolitik in Russland, der Ukraine und Deutschland im Vergleich sowie der Vernetzung rechter Kräfte in Europa aus einer antifaschistischen Perspektive nähern.
Panel 1: Vernetzung der Rechten mit der Ukraine und Russland
Deutsche Neonazis bereiten sich auf die Ausreise in die Ukraine vor, um an Kampfhandlungen teilzunehmen, rechte Politiker*innen schwanken zwischen der Verurteilung des Krieges und der Loyalität zu Russland. Am 8. und 9. Mai mobilisieren Nationalist*innen und Verschwörungsideologen nach Berlin - um das Gedenken zu stören oder für sich zu instrumentalisieren. Doch welche Akteur*innen spielen dabei eine besondere Rolle und welche Motive stecken dahinter? Darüber und über die Verbindungen der extremen Rechten in die Ukraine und nach Russland möchten wir mit unseren Gästen ins Gespräch kommen.
Gespräch mit Alexander Tushkin (Aktivist aus Russland) und Michael Sulies (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin - MBR), Moderation: Anika Taschke (Referentin Neonazismus und Strukturen / Ideologien der Ungleichwertigkeit, Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Das Gespräch wird auf Englisch geführt, es gibt eine Simultanübersetzung ins Deutsche.
Panel 2: Die Wechselbeziehungen der Geschichtspolitik in Russland, der Ukraine, Deutschland und der EU
Geschichte wird nicht allein Fachleuten überlassen, sondern dient immer wieder der Legitimierung der herrschenden Politik. Am deutlichsten wird dies beim russischen Angriffskrieg, der mit der Entnazifizierung der Ukraine begründet wird und somit die antifaschistische Befreiung für eine neue imperiale Politik instrumentalisiert. Dabei wird an das Gedenken an den “Großen Vaterländischen Krieg”, den Tag des Sieges am 9. Mai angeknüpft, das schon länger eine zentrale Rolle in der russischen Geschichtspolitik spielt. Seit dem Beginn des Kriegs im Donbas 2014 hat sich in der Ukraine das nationalistische Narrativ durchgesetzt, das im Zuge der “Dekommunisierung” die Erinnerung an den gemeinsamen Sieg aller Sowjetvölker über Nazideutschland in den Hintergrund drängt und statt dessen Stepan Bandera und die OUN als neue Nationalhelden deklariert. Aber auch in Deutschland spielt Geschichtspolitik eine große Rolle, was sich unter anderem daran zeigt, dass es immer noch keinen zentralen Gedenkort für die Opfer des deutschen Vernichtungskrieg in Osteuropa gibt. Im Gespräch wollen wir mit Expert*innen aus Russland, der Ukraine und Deutschland die Geschichtspolitiken der drei Länder und die Wechselwirkungen zwischen diesen kritisch diskutieren.
Gespräch mit Irina Scherbakowa (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Memorial), Stas Serhiienko (Redakteur der Zeitschrift "Commons", Ukraine) und Gerd Wiegel (Politikwissenschaftler und Referent der Bundestagfraktion DIE LINKE), Moderation: Fabian Wisotzky (Referent für Mittel- und Osteuropa, Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Das Gespräch wird auf Deutsch geführt.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung.