Vielfalt sozialistischen Denkens
Die autonome Szene bildete sich Ende der 1970er Jahre im Zuge einer doppelten Absetzbewegung heraus, nämlich einerseits in Abgrenzung zu der – wesentlich auf die fordistische Fabrikgesellschaft zielenden – Kaderpolitik der sog. K-Gruppen, andererseits in Abgrenzung zum „Marsch durch die Institutionen“ der 1968er-Erlebnisgeneration und der Grünen. In einer „Politik der ersten Person“ sollten Praxisformen gefunden werden, die unmittelbar den individuellen Alltag verändern und zugleich einen kollektiven Modus politischen Engagements ermöglichen, der sich vom herkömmlichen Politikbetrieb durch basisdemokratische Strukturen und größtmögliche persönliche Autonomie unterscheiden und eine Gegenmacht im Hier und Jetzt aufbauen soll.
Dieser Ansatz ging nicht ganz auf. Zwar gelangen den Autonomen im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen immer wieder große Mobilisierungserfolge. Gleichwohl schaffte es die autonome Szene nur selten, eine kontinuierliche gesellschaftliche Wirkmächtigkeit jenseits des eigenen „Szeneghettos“ zu entfalten. In Teilen der autonomen Szene entwickelte sich daher gegen Ende der 1980er Jahre eine kontroverse und bis heute relevante Debatte um die Organisierung und die Strukturen der eigenen Politik, insbesondere im Bereich des autonomen Antifaschismus.
In der Veranstaltung wollen die AutorInnen des 2011 im Schmetterling Verlag erschienenen Einführungsbuches „Antifa – Geschichte und Organisierung“ einen kurzen Abriss der Geschichte autonomer (Antifa-)Organisierung liefern und dabei auch der Frage nachgehen, welche Schlüsse sich aus den bisherigen Erfahrungen autonomer Organisierungsversuche im postfordistischen Kapitalismus ziehen lassen.
Moderation: Frank Engster