Helle Panke trauert um Klaus Höpcke (27.11.1933-14.10.2023)

25.10.2023

Er war ein ruhiger Pol inmitten aufregender Debatten, schien in sich selbst zu ruhen. Nachdenklich, seine Worte und Argumente abwägend. Vorschnelle Urteile waren sein Ding nicht. Was er sagte, leuchtete ein. Belesen, sich in klassischer und zeitgenössischer Literatur, national und international auskennend, ausgestattet mit solidem historischen Wissen, vor allem um Geschehnisse im 20. Jahrhundert, darunter Ereignisse und Entscheidungen, die er selbst mitgestaltet hatte, war jede Unterhaltung, jede Diskussionsrunde mit ihm ein Gewinn. Helle Panke trauert um einen ihrer Gründungsväter, jahrzehntelanges Vereinsmitglied, Referent auf mehreren Konferenzen sowie Autor in den Publikationsreihen „hefte zur ddr-geschichte“ oder „Philosophische Vorträge“.
Am 14. Oktober ist Klaus Höpcke in Berlin verstorben, wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag.   
Am 27. November 1933 in Cuxhaven in einer Angestelltenfamilie geboren, hat er an der Karl-Marx-Universität Leipzig  in den 50er Jahren Journalistik studiert, war zunächst in der dortigen SED- und der FDJ-Bezirksleitung tätig, bevor er 1964 nach Berlin, in die Redaktion des „Neuen Deutschland“ wechselte, wo er für Kultur verantwortlich war. 1973 bis 1989 war Höpcke stellvertretender Kulturminister der DDR. In dieser Funktion erwarb er sich den Beinamen „Bücherminister“. Er setzte sich auch für die Veröffentlichung kritischer Bücher ein, verteidigte unter politischen Verdacht geratene Autoren und Autorinnen, die sich an den Widersprüchen des Sozialismus in der DDR rieben, konnte jedoch die staatliche Zensur nicht aushebeln. 1985 wurde gegen ihn ein Disziplinarverfahren eingeleitet, da er für Volker Brauns „Hinze-und-Kunze-Roman“ die Druckerlaubnis gegeben hatte. Vier Jahre später erfuhr erneute Maßregelung, als er einer Resolution des PEN zur Freilassung des in der CSSR inhaftierten Dramatikers und Bürgerrechtlers Václav Havel zustimmte.
Das SED-Mitglied Höpcke hat sich im Herbst 1989 für die Erneuerung der Partei engagiert. Besondere Verdienste erwarb er sich mit der Sicherung des Archivguts der SED nach der deutschen Vereinigung. Höpcke gehörte zu den Initiatoren der Stiftung Parteien und Massenorganisationen in der DDR (SAPMO), die komplette, historisch gewachsene Bestände der deutschen Arbeiterbewegung sowie von DDR-Institutionen und Vereinen ins Bundesarchiv einbrachte und damit der Forschung und Publizistik bewahrte.
In den 90er Jahren war Höpcke zudem noch parteipolitisch aktiv, als Landtagsabgeordneter in Thüringen. Seine parlamentarischen Erfahrungen und Beobachtungen im vereinten Deutschland fasste er in mehreren Publikationen zusammen.
Klaus Höpcke war bis zuletzt Mitglied der Linken und des Vereins Helle Panke.

 

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